San Clemente, 29.03.2013

Der Überfluch

 

Mit den Flügen scheinen Chrissi und ich auf unserer Reise kein großes Glück zu haben. Nach diversen Stressflügen in den letzten 8 Monaten, passte der Rückflug von San Jose nach Los Angeles bestens in Bild. Bei diesem Flug lag es sicher an der Airline unserer Wahl, Frontier Airlines mit Sitz in Denver, die getrost als US- amerikanische Version von Ryanair bezeichnet werden kann. Vom Prinzip her haben wir beide kein Problem mit nicht vorhandenem Service an Board, solange Flugverbindung und Ticketpreis stimmen. Dennoch sind wir beide der altmodischen Meinung, dass zumindest gegen Bezahlung genießbares Essen in einem Flugzeug vorhanden sein sollte. Nach unserem verspäteten Start um 6:30 Uhr morgens mussten wir feststellen, dass Frontier Airlines in dieser Hinsicht offensichtlich ganz anderer Meinung ist und auf einem 6 stündigen Flug Chips (7,50 USD) und Schokoriegel (5 USD) für adäquate Nahrung hält. Das wäre alles kein Problem gewesen, wenn wir tatsächlich die geplanten 80 Minuten Aufenthalt in Denver gehabt hätten. Leider aber hatte unser Flug bereits zum Start eine gute halbe Stunde Verspätung und die Einreise in die USA, die Gepäckabholung, Zollkontrolle, erneute Gepäckaufgabe und der Terminalwechsel dauerten so lange, dass wir nur nach mehreren Zwischensprints durch diverse Flughafengangways gerade noch vor Abflug und als letzte Passagiere die Anschlussmaschine nach Los Angeles erreichten. Im nächsten Flugzeug stand uns dann das gleiche Nahrungsangebot wie zuvor zur Verfügung und spätestens jetzt war uns klar, dass der nach Maximalgewinn optimierte Flugplan und Onboardservice von Frontier Airlines bisher nur in der theoretischen Computersimulation seiner outgesourcten chinesischen Entwickler funktioniert haben konnte, nicht aber für den alltäglichen Flugbetrieb taugte und dafür vermutlich auch gar nicht gedacht war. Wenn so die Zukunft des Fliegens im 21. Jahrhundert aussieht, geht der nächste Urlaub ins Wellenbad im Sauerland!

Immerhin sicher und inklusive unseres Gepäcks sind wir nach etwa 8 Stunden Flugzeit in Los Angeles angekommen. Das Terminal kannten wir bereits vom Hinweg nach Costa Rica und wussten, dass es hier ebenfalls keine Restaurants oder Shops gab, wo wir zumindest eine Flasche Wasser hätten kaufen können. Also hieß es erneut warten, auf die Übergabe unseres im voraus angemieteten Campers, in dem wir die nächsten 2 Monate verbringen würden.

 

Wie zuvor bei den Fahrzeugen in Australien und Neuseeland klappte mit dem Wagen auch diesmal alles Bestens und nach den Übergabeformalitäten konnten wir mit unserer neuen Behausung losdüsen. Unser umgebauter GMC Safari war durch und durch ein typischer Amerikaner, hörte auf den Namen „Shoelace II“ (von uns aber nur Schnürschuh genannt) und konnte mit allen An- und Unannehmlichkeiten eines echten US- Automobils aufwarten: dicker Motor, bullige Front, getönte Scheiben, hohe Sitzposition, Automatikschaltung am Lenkrad und natürlich einer gehörigen Portion Durst.

Wir fuhren also mit Schnürschuh dahin, wo sich jedes amerikanische Auto am wohlsten fühlt: Auf den Freeway. Trotz der meist 4 oder 5- spurig ausgebauten Straße (wohlgemerkt jeweils in eine Richtung), landeten wir schnell im Feierabendverkehr von Los Angeles und standen nach wenigen Kilometern, äh Meilen, im Stau. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir ein Einkaufszentrum, wo wir Lebensmittel einkaufen konnten und letztendlich auch unserer erstes Ziel, einem Caravanpark in Anaheim südlich von LA. Hier richten wir uns in den nächsten Tagen in unser neues Zuhause ein und trafen auch auf andere Camper. Dabei lernten wir, dass die durchschnittliche Größe eines annehmbaren amerikanischen Campingmobils in der Regel der Größe eines Reisebusses entspricht. Unser Gefährt war natürlich viel kleiner, mit Abstand das Kleinste Auto überhaupt auf dem Platz und beim Anblick unserer Behausung konnte man das Mitleid der anderen Camper deutlich erkennen. Für unsere Zwecke war der Wagen aber völlig ausreichend, auch wenn wir den eingebauten Kühlschrank der dicken Berta aus Neuseeland vermissten.

Wer als Deutscher USA -Tourist etwas auf sich hält, kommt natürlich nicht darum herum, einige Klassiker abzuarbeiten, wie z. B. ein Besuch im Disneyland. Chrissi freute sich schon seit Costa Rica darauf und wir besuchten den Park innerhalb der Woche, um den Menschenmassen am Wochenende zu entgehen. Dabei hatten wir allerdings die Rechnung ohne den Spring Break, gemacht und wir betraten mit etwa 171.924 anderen Besuchern den Park. Trotz der großen Menschenmasse war es ein ganz schöner (wenn auch nicht ganz günstiger) Tag mit Goofy, Mickey & Co. und viel Sonnenschein.

San Clemente, 02.04.2013

LA trash – Finki goes to Hollywood

 

Für das folgende Wochenende wurden wir von Stephen und Barbara, die wir vor ein paar Jahren in Peru kennengelernt hatten, nach Los Angeles eingeladen. Die beiden wohnen mitten in LA, sind begeisterte Surfer und selber jede freie Minute unterwegs, immer auf der Suche nach gutem Surf. Unglaublich gastfreundlich und offenherzig haben uns die beiden Asyl gewährt und direkt in ihr Gästezimmer/Surfboardlager einquartiert. Als Barbara uns morgens zu allem Überfluss sogar noch Frühstück servierte hat nicht viel gefehlt und die beiden wären uns fast nicht mehr losgeworden. Ein ganz dicker Dank auch an dieser Stelle nochmal für so viel amerikanische Gastfreundschaft!

Als Programm stand standesgemäß natürlich gemeinsames Wellenreiten auf dem Plan, was sich in Südkalifornien generell, und in Los Angeles im Speziellen, als nicht gerade einfaches Unterfangen erweisen sollte. Zwar gibt es schier unendlich viele und gute Surfspots entlang der Küste, aber leider auch unglaublich viele und gute Surfer, so dass die Spots generell immer überfüllt sind. Unter diesen Vorzeichen kann beim geneigten Sportsfreund schnell Frust aufkommen, zumindest wenn man mit großen Erwartungen herkommt und am Ende im kalten Wasser sitzt und anderen beim surfen nur zuschauen kann. Um die Topsurfspots wurde deshalb auch ein großer Bogen gemacht und Stephen und Barbara steuerten mit uns eher mäßige Breaks an, die dafür aber auch nicht überfüllt waren.

Neben der Wasseraktivität fuhren die beiden mit uns bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Frühlingstemperaturen die Küste entlang und zeigten uns viele weitere Surfspots und diverse andere Orte. Als sehr speziell stellte sich dabei der berühmte Venice Beach heraus, beliebter Surfstrand, offizieller Geburtsort des Skateboardings und Wiege diverser Musik- und Kulturentwicklungen vergangener Jahrzehnte. Am Strand und auf der dazu gehörigen Promenade wimmelte und wuselte es nur so vor Menschen und wir bekamen allerlei kuriose Gestalten zu Gesicht: Sportlich Aktive aller Art, Straßenkünstler, Händler, Musiker und jede Menge Freaks. Auffallen um jeden Preis war das Motto und wer hier versuchte aus der Masse herauszustechen, hatte eine schwierige Aufgabe zu lösen. Hier war einfach alles zu finden: Aufgepumpte Bodybuilder am berühmten Muscle Beach, Kleinwüchsige am Eingang zu einer Freakshow, 70er Jahre Diskofreaks auf Rollschuhen oder ganzkörpertätowierte Tintenfeunde; hier war alles dabei. Und wer optisch nicht so viel zu bieten hatte versuchte es über Lautstärke: Mehrmals wurden wir von einer Fahrradkolonne mit beschallungstauglicher PA im Schlepptau überholt, aus deren Speakern „Can´t touch this“ von MC Hammer dröhnte. Wie es sich für radfahrende Hip Hop Fans gehörte, wurde dazu natürlich ordentlich mit dem Kopf genickt. Wahnsinn!

Nach einem schönen Wochenende mit unseren beiden Gastgebern verabschiedeten wir uns am Montagmorgen wieder, schickten die beiden zur Arbeit und fuhren selber weiter zum surfen und später Richtung Hollywood. Ziel in Hollywood waren diesmal der berühmte Rodeo Drive und Hollywood Boulevard. Chrissi war sich sicher, dass wir dort paparazzomäßig einige Filmstars beim Nobelshopping abschießen konnten. Tatsächlich entdeckten wir außer vielen und unfassbar dekadenten Nobelkarossen keine Stars. Vielmehr hatten wir den Eindruck, dass in den Edeleinkaufsstraßen um den Rodeo Drive in den Autos ähnliche Freaks unterwegs sein müssten wie zuvor am Venice Beach, nur mit deutlich mehr Geld. Das Motto „Auffallen um jeden Preis“ galt zumindest auch hier. Den Besuch des Hollywood Boulevards mussten wir auf den nächsten Tag verschieben, da er bereits dunkel wurde und wir noch keinen Schlafplatz gefunden hatten. Außerdem wollte ich mir am Abend das Konzert der großartigen Steel Panther im House of Blues nicht entgehen lassen. Die Live Performance versprach hochkarätigen 80er Hardrock vom Feinsten und so parkten wir den Wagen, in Ermangelung einer geeigneten Campinggelegenheit, im Parkverbot eines Wohngebietes. Chrissi hatte unverständlicherweise kein Interesse an dem Konzert und läutete bereits die Nachtruhe ein, während ich mich auf den Weg zum Konzert machte.

Wie erwartet lieferte die Band eine hochsolide Show ab, von der sich die ein oder andere Hardrockcombo eine Scheibe abschneiden kann. Ein Hoch auf das 80er Jahre Gitarrensolo!

Ohne ein Parkticket kassiert zu haben machten wir uns am nächsten Morgen früh auf, um den Hollywood Boulevard unter die Lupe zu nehmen. Ganz tourimäßig fotografierten wir den Walk of Fame, der die Namen diverser Stars in Sternform auf dem Gehweg verewigt hat, den Hollywood Schriftzug in den Hollywood Hills und diverse andere seltsame Gestalten.

San Diego, 10.04.2013

Unter der Sonne Kaliforniens

 

Nachdem wir LA verlassen hatten machten wir uns auf den Weg nach Süden und unser ersten Ziel hieß San Clemente, bekannt sowohl durch den Topsurfspot Trestles als auch durch den Rip Curl Factory Outletstore. Beide Orte wurden einer gründlichen Untersuchung unterzogen und können bedenkenlos weiterempfohlen werden, auch wenn man mit erheblichen Menschenansammlungen rechnen muss, zumindest im Wasser. Als weniger empfehlenswert hingegen empfanden wir den örtlichen State Park Camping Platz, der recht teuer und im Wesentlichen nicht mehr als ein Parkplatz war und auch sonst nichts zu bieten hatte: Keinen Strom, keinen Kühlschrank, keine Waschmaschine und warme Duschen nur gegen zusätzlichen Münzeinwurf. Waren wir mit solchen Annehmlichkeiten aus OZ und NZ verwöhnt, mussten wir uns erst noch daran gewöhnen, dass der US Camper seine gesamte heimische Komfortausstattung mobil immer mit dabei hat und es somit gar keinen Bedarf bei den meisten Besuchern auf Campingplätzen dafür gibt. So machten wir uns für die nächsten Tage auf die Suche nach einem anderen geeigneten Schlafplatz und fanden ihn abseits einer Zufahrtsstraße zu einer U.S.Navy Militärzone. Hier war es nachts, abgesehen von den gelegentlichen Gefechtsübungen, sehr ruhig.

Am Wochenende trafen wir uns wieder mit Barbara und Stephen, diesmal im südlich von San Clemente gelegenen Oceanside, wo die beiden sich mit einigen weiteren Freunden, Stephens Bruder und Barbaras Schwester zum surfen verabredet hatten. Nach der Wasserfreude ging es mit allen in ein Sushi Restaurant zum Abendessen. Wochenendliche Naherholung auf kalifornisch: Surfen im Pazifik bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Lufttemperaturen im April! Da kann das heimische Ruhrgebiet leider nicht ganz mithalten...

Auch in der folgenden Woche tingelten wir weiterhin durch Südkalifornien und machten diverse Abstecher zum Surfen und Shoppen nach Orange, Huntington Beach und San Diego. Dem europäischen USA- Touristen eröffnen sich shoppingtechnisch zahlreiche Möglichkeiten und selbst einem Einkaufsprokrastinaten wie mir (kaufe Bekleidung eigentlich nur, wenn es gar nicht mehr anders geht, dann aber mit großer Zielgenauigkeit falsche Größen und/oder unnütze Klamotten), fiel es relativ leicht ein paar neue T-Shirts und Shorts zu finden. Chrissi, die ihre seit nunmehr 9 Monaten immer gleiche Kleidung nicht mehr sehen konnte, nutzte die Gelegenheit ausgiebig und schlug gleich mehrfach zu.

 

San Francisco, 18.04.2013

 

Alles auf Horst!


Da wir beim Klamottenkauf so unglaublich viel Geld gespart hatten, wussten wir eine Zeit lang überhaupt nicht, wohin mit den ganzen überflüssigen Dollars. Irgendwie musste das Geld sinnvoll angelegt werden und da der Ozean wellenmäßig für die nächsten Tage nicht besonders viel versprach, reifte allmählich die Idee den Zaster im Casino zu vervielfachen. Und dafür kam eigentlich nur ein Ort in Frage: Las Vegas! Von San Diego aus ist die im Süden Nevadas gelegene Stadt der Sünde in 5 Stunden mit dem Fahrzeug zu erreichen und so machten wir uns auf den Weg über den Highway durch die größtenteils trockene Einöde. In weiser Voraussicht hatte Chrissi uns zuvor ein Hotel im Internet herausgesucht, das sowohl günstig im Preis als auch in einigermaßen zentraler Lage am Strip gelegen war. Chrissi freute sich besonders auf den Aufenthalt im Hotel mit dem bezeichnenden Namen „Circus Circus“. Beim Circus Circus war der Name Programm und ein Großteil der riesigen Hotelanlage war nicht nur optisch einer überdimensionierten Zirkusveranstaltung nachempfunden. Auch das Unterhaltungsprogramm passte zum Thema und neben der sonst üblichen Hotelausstattung gehörte hier auch ein überdachter Freizeitpark inklusive Loopingachterbahn, eine Clown- und Artistenshow und natürlich ein riesiger Casinobereich mit zum Interieur. Genaugenommen gab es für die Besucher der Anlage keinen Grund mehr das Hotel überhaupt zu verlassen, da alles vor Ort war: Restaurants, Fast- Food- Buden, Frühstücksbars, Souvenierläden, Spielautomaten für Kinder, Swimmingpool, ein kleiner Fitnessraum und natürlich für den Fall der Fälle eine Heiratskapelle.

Nach Bezug unseres Zimmers fackelten wir dann auch nicht lange und nahmen nach einer kurzen Gesamtinspektion der Hotelanlage den Casinobereich unter die Lupe. Chrissi hatte vor der Anreise große Hoffnung auf die Münzschiebeautomaten gesetzt, die es auch in Deutschland häufig auf der Kirmes gibt. Enttäuscht musste sie aber feststellen, dass es die Automaten im Hotel zwar gab, diese aber im Kinderbereich aufgestellt waren und daher kein Geld als Gewinn ausspucken durften, sondern nur Wertmarken, die dann gegen langweilige Gewinne eingetauscht werden konnten. Die anfängliche Enttäuschung darüber legte sich jedoch schnell wieder als wir den Erwachsenenspielbereich betraten. Der Menschenandrang innerhalb der Woche war im Rahmen und nicht alle verfügbaren Spieltische waren geöffnet. Instinktiv verspürten wir eine besondere Anziehung aus Richtung der Roulettetische und die Gelegenheit schien günstig. Hier sollte es kein Problem sein einen größeren Betrag zu erspielen. Nach eingehender Beobachtung anderer Spieler, einer kurzen Einführung in die Regeln des Spiels und die Verhaltensweisen am Tisch, stieg Chrissi ein: Mindesteinsatz 5 $, Maximaleinsatz 1000 $; lächerlich! Der Tisch würde nicht mehr als ein Einstieg für den richtigen Zock sein, aber jeder fängt ja mal klein an. Nach kurzer Zeit verließ Chrissi den Tisch dann auch tatsächlich mit 50% Gewinn und sie tauschte die gewonnenen Chips wieder in Bargeld um. So einfach war das!

Angefixt vom Gewinn des Vortages saßen wir Tags darauf wieder am Roulettetisch und diesmal versuchte ich mein Glück. Nach nur wenigen Runden in denen ich konsequent falsch setzte, war ich meinen Einsatz fast wieder los und bat Chrissi für mich zu setzen. Und siehe da: Nach kurzer Zeit hatte ich mein Geld zurück, konnte ohne Verlust aussteigen und Chrissi hatte wieder ein paar Dollar Gewinn eingespielt. Von da an war klar wer besser die Finger vom Spieltisch lassen sollte und wer das große Geld abzocken würde. Angetrieben von der erneuten Glückssträhne stieg Chrissi selber wieder mit ihrem Geld am Tisch ein und fing an zu setzten. Das konnte gar nicht schiefgehen, ein totsicheres Ding!

Leider wurde es dann aber doch nichts mit dem erhofften Gewinn, obwohl Chrissi sich alle Mühe gegeben und mit System gesetzt hatte. Die Glückssträhne hatte sie verlassen und am Ende war nicht nur der zuvor erspielte Gewinn wieder futsch, sondern auch noch ein weiter Einsatz, der eigentlich für den Verlustausgleich eingeplant war. Aus der Traum vom schnellen Geld, am Ende gewinnt halt doch immer das Casino.

Santa Cruz, 23.04.2013

Norcal

 

Die Rückkehr aus Las Vegas führte uns wieder zurück an die Küste, diesmal aber etwas nördlich von Los Angeles, nach Ventura. Die Swellvorhersage sah weiterhin mager aus und eher zufällig entdeckten wir am Ventura Point ein paar kleine surfbare Peaks. Trotz des Wochenendes befanden sich nur ein paar Surfer im Wasser, so dass die Entscheidung auch einzusteigen nicht sehr schwer viel. Dummerweise hatte ich aber die Booties im Auto gelassen und musste schnell einsehen, dass diese Idee nicht die cleverste gewesen war. Das Wasser war hier so kalt, dass auch meine neue Neoprenpelle nach einiger Zeit kein Wärmegarant mehr war; die Füße und Hände waren da aber ohnehin schon längst abgestorben. Der Surf war dann auch eher mager und nur vereinzelt verirrten sich surfbare Sets ins Lineup. Der Frühling ist leider auch in Kalifornien alles andere als konsistent.

So ging es weiter in Richtung Norden und wir landeten schließlich in Santa Barbara, wo wir 3 Tage blieben. Auch hier ließ sich nur erahnen, welches Potential am Rincon Point bei solidem Swell zu erwarten ist. Einigermaßen enttäuscht wegen der doch eher mageren Wellenausbeute in den letzten Wochen entstand so der Plan nach San Francisco und in den Yosemite Nationalpark zu fahren. Bis nach San Francisco war es noch ein ganzes Stück und wir fuhren zunächst bis nach Santa Cruz, wo wir äußerst komfortabel auf dem Parkplatz der University of Santa Cruz übernachten konnten. Die mehr als dürftigen Möglichkeiten des Freecampings an der Küste Kaliforniens hatten uns bis dahin meistens an schlechteren Orten nächtigen lassen.

Für San Francisco hatte Chrissi wieder ein Hotel herausgesucht, was zentral und preisgünstig gelegen war; in SF eine nicht gerade häufige Kombination. Bei unserer Ankunft stellten wir fest, dass die Lage des Hotels eindeutig nicht zu den bevorzugten Stadtgebieten gehörte. Zahlreiche Obdachlose und Junkies hielten sich unmittelbar um das Hotel und in den benachbarten Seitenstraßen auf und der Anblick von Armut und Verwahrlosung war mehr als bedrückend. Eigentlich hatten wir mit solchen Straßenbildern eher in LA gerechnet und nicht in der Stadt des Flower Power. Bei einigen der armen Gestalten handelte es sich scheinbar tatsächlich um hängengebliebene Althippies, die Mehrzahl der armen Teufel war aber eindeutig afroamerikanisch. Wahrscheinlich kann man nirgendwo sonst auf der Welt so harte Gegensätze sehen, wie auf den Straßen US- amerikanischer Großstädte: Mercedes S500, Porsche Cayenne und Lincoln Continental stehen hintereinander an der roten Ampel und auf dem Bürgersteig daneben liegen in Decken eingewickelte Obdachlose auf Pappe in ihrem eigenen Dreck und essen aus dem Mülleimer. Kein schöner Anblick; Dortmund Nord ist dagegen fast noch gut bürgerlich und man kann nur hoffen, dass solche krassen Verhältnisse Europa noch ein wenig länger erspart bleiben.

Bei strahlendem Sonnenschein stand neben einem Besuch der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz eine Stadtrundfahrt mit Fahrrädern bei uns auf dem Touriprogramm, die uns quer durch die Stadt führte und einige sehr schöne Stadtteile von San Francisco offenbarte.

 Monterey, 28.04.2013

Yosemite Park

 

Die Fahrt von San Francisco in den Yosemite National Park führte uns durch die Bay Area immer weiter nach Osten, wo wir in Merced zunächst einen Zwischenstopp mit Übernachtung einlegten. Für unseren Parkbesuch wollten wir uns diesmal vorbereiten, also kauften wir großzügig Lebensmittel ein und tankten den Schnürschuh nochmal voll, bevor es weiter in den Park ging. Richtig gut informiert waren wir über den Park im Vorfeld aber nicht, da die Infos aus dem Netz zwar zahlreich, aber auch sehr oberflächlich waren. So erfuhren wir erst beim Eintritt in den Park, dass große Teile nur im Sommerbetrieb zugänglich und für uns noch geschlossen waren. Da wir aber ohnehin nur 2 Tage eingeplant hatten und sich der Besucherandrang im Vergleich zur Hochsaison in Grenzen hielt, gab es für uns immer noch genug zu sehen, wie z.B. die Yosemite Falls, den Vernal Fall, Mirror Lake oder den Tunnel View. Trotz der für meinen Geschmack wie üblich zu zahlreichen Touristen war die Berglandschaft sehr eindrucksvoll anzusehen und thronte erhaben über dem Tal. Für uns definitiv eine willkommene Abwechslung nach den letzten Monaten an der Küste.

Die Nacht wollten wir ebenfalls im Park verbringen, mussten aber gegen Abend feststellen, dass alle Campingplätze restlos ausgebucht waren und wir es versäumt hatten zu reservieren. Schließlich erhielten wir von 2 Kletterern den Tipp, dass man generell auf dem Parkplatz im Fahrzeug schlafen dürfe, wir uns aber ruhig verhalten sollten, falls der Ranger nachts anklopfen sollte. Abgesehen davon müssten alle Lebensmittel und duftintensiven Badutensilien aus dem Wagen raus und in einer bärensicheren Foodbox außerhalb des Wagens deponiert werden. Dann wäre alles kein Problem. Gesagt getan, unser großzügig eingekaufter Proviant also wieder raus der Karre und rein in die Box, Zähne putzen, umziehen, Vorhänge zu und ab ins Land der Träume. Zumindest theoretisch, denn auf den erhofften Schlaf mussten wir dann doch lange warten. Während wir bei Tageslicht intensiv aber leider erfolglos nach den braunen Pelztieren gesucht hatten, um ein schönes Bild zu bekommen, war die Vorstellung, dass nachts der Ranger zusammen mit dem Bären unser Fahrzeug inspiziert als Einschlafgeschichte nicht besonders geeignet. Auch ein fälliger nächtlicher Toilettengang durch völlige Finsternis wurde unter diesen Umständen bis zum äußersten Zeitpunkt hinausgezögert. Für ein paar Stunden Schlaf reichte es dann aber am Ende doch noch und weder Ranger noch Bär hatten sich in dieser Nacht bei unserem Fahrzeug verabredet. So besuchten wir am nächsten Tag die riesigen und uralten Mammutbäume im Süden, bevor wir gegen Abend den Park wieder verließen.

Carpinteria, 09.05.2013

PCH 1

 

Über die letzten Wochen hatten wir uns mehr und mehr mit dem Gedanken angefreundet, dass unsere Reise langsam aber sicher dem Ende entgegensteuerte. Die ersten Pläne für die Zeit nach unserer Rückkehr waren gemacht und die verbleibende Zeit in Kalifornien wollten wir uns ohne großes Programm entlang der Küste auf dem Pacific Coast Highway 1 Richtung Los Angeles vorarbeiten. Die erste Station dafür war Santa Cruz, die Surfcity in Kalifornien schlechthin und vermeintliche Geburtsstadt des Wetsuits. Dass die Neoprenpelle tatsächlich hier erfunden worden ist, konnten wir uns aufgrund der eisigen Wassertemperaturen mehr als gut vorstellen. Ohne guten Anzug und Booties ging hier gar nichts! Leider ging allerdings auch mit guter Ausrüstung wassersporttechnisch nicht viel, da kaum Swell vorhanden war und die wenigen kleinen Peaks schnell mit älteren Herren und ihren Longboards überfüllt waren. Alternativen mussten also gefunden werden und so landeten wir nach einigen Tagen vor Ort unter anderem auf dem Boardwalk Santa Cruz, dem kleinen Vergnügungspark direkt an der Strandpromenade. Zwar waren bei unserem Besuch nicht alle Fahrgeschäfte geöffnet, die berühmte Holzachterbahn „Giant Dipper“ aber war im Einsatz und machte Höllespaß!

Nachdem wir in Santa Cruz nachts zweimal von der Polizei als Camper identifiziert und freundlich vertrieben worden waren, verließen wir die Stadt und steuerten als nächste Station einen Campingplatz in Monterey an. Hier fanden wir zum ersten mal seit unserer Ankunft in Kalifornien einen Campingplatz, der unserer Definition nach den Begriff verdiente (rückblickend übrigens auch der einzige): kleine und für amerikanische all inclusive Monstercamper ungeeignete Parzellen, viel Platz mit Rasenflächen und Bäumen, warme Duschen ohne Münzeinwurf und fernab von Verkehrslärm gelegen, mit Rehen und anderen Tieren vor der Bullitür früh morgens. Paradoxer Weise war dieser Platz dann auch nur halb so teuer wie die üblichen Betonparkplätze, die sonst als Campingplatz angeboten wurden. Versteh einer die Amerikaner! Die Tage verbrachten wir am Carmel Beach, einer Bucht mit kristallklarem, blauem Wasser und feinem, weißem Sandstrand. Hier erinnerte uns viel an die Kulisse in Westaustralien und auch wassersportmtechnisch saßen einige, wenn auch eher mittelmäßig erfolgreiche, Surfsessions im kräftigen Shorebreak für mich drin. Neben Delfinen und Seeottern, die im vorgelagerten Kelb unterwegs waren, sahen wir vom Strand auch eine kleine Gruppe Grauwale vorbeiziehen und behalten Carmel Beach sicher als den schönen Strand unserer Kalifornienreise in Erinnerung.

Zurück auf dem PCH 1 Richtung Süden entwickelte sich der Highway entlang der Region Big Sur zu einer echten Panoramastraße mit Dauerblick auf den Ozean. Die felsige Klippenküste, der strahlende Sonnenschein und völlige Windstille machten die Aussicht perfekt und ließen uns nur langsam vorankommen. Immer wieder mussten wir anhalten, um die Landschaft, Surfer oder die zahlreichen Grauwale von oben zu fotografieren, wobei letztere sehr nah an der Küste mit ihrem Nachwuchs nach Norden vorbeizogen. Obwohl wir auf unserer Reise mittlerweile viele Wale gesehen hatten, beeindruckte uns der Anblick der riesigen Tiere immer wieder aufs Neue. Sehr faszinierend! Die Fahrt endete schließlich am Point Piedras Blancas, einem Strandabschnitt, an dem sich tausende Seeelefanten versammelt hatten, um ihr Winterfell loszuwerden. Sowohl optisch, als auch akustisch und geruchsmäßig ein sehr eindrucksvolles Schauspiel!

Wie viele Tiere in Kalifornien vor der Küste im Wasser unterwegs waren, bekamen wir auch in Pismo Beach, unserer nächsten Station zu sehen. Der Surfspot direkt am Pier produzierte kleine, aber feine, surfbare Peaks und lockte dabei nur relativ wenige andere Surfer an. Das Wasser war hier deutlich wärmer als im nördlicheren Santa Cruz und die im Lineup auftauchenden Delfine verkürzten die Wartezeit zwischen den Sets auf angenehme Weise.

Unsere letzte Station vor Los Angeles war Carpinteria, einer kleinen Stadt zwischen Rincon Point und Santa Barbara. Hier hatten wir während der Fahrt nach San Francisco vor einigen Wochen bereits zwischengestoppt und konnten gut einige Ausflüge nach Santa Barbara und Ventura machen, ohne immer wieder einen neuen Schlafplatz suchen zu müssen.

Rehoboth Beach, 22.05.2013

L.A. time / Fazit

 

Zum Abschluss unserer Kalifornienreise kehrten wir wieder nach L.A. zurück und verbrachten das Wochenende erneut mit Stephen und Barbara zusammen. Dabei besuchten wir den Santa Monica Pier, gaben Schnürschuh nach unserer letzten Campingnacht wieder bei der Autovermietung ab, gingen nochmal in Huntington Beach surfen und abends mit Stephen und Barbara Essen und anschließend in eine Bar. Ein ganz großes Dankeschön an dieser Stelle noch einmal an die beiden für so viel Gastfreundschaft! Awesome!

Tops und Flops aus 8 Wochen Kalifornien vom 19.03.2013 - 13.05.2013

 

Christina

Micha

  • Abwechslung aus Küste, Nationalpark und Las Vegas

  • Viel Sonnenschein und sehr angenehmes Klima

  • Surfen mit Delfinen in derselben Welle

  • Viele freundliche, offene und nette Menschen

  • Klamotten shoppen und Starbucks Kaffee zu kleinen Preisen und großem Smalltalk

  • Top Surfspots, leider aber kaum Swell im Frühjahr und viel zu viele Surfer

  • Whole Foods Supermarket für endlich normales Essen, sogar mit Erbsensuppe und Mandelhörnchen

  • Angenehmes und einfaches Reisen, aber schlechte Campingbedingungen

  • Betonierte Campingplätze und Wildcampen am Straßenrand mit polizeilichem Wecker

  • Zu viel schlechtes Essen

 

Wilmington, 25.5.2013

Eastcoast

 

Fast alle Flüge auf unserer Reise bis hierher waren im Rückblick hinsichtlich der Serviceleistung katastrophal und für uns steht fest, dass lange Flugreisen nur noch mit wenigen Airlines einigermaßen erträglich sind. Nach unseren Erfahrungen in den letzten Monaten waren lediglich die von Qantas durchgeführten Flüge angenehm und auch der Überflug von Los Angeles nach New York City war dabei keine Ausnahme. Das Flugzeug war relativ neu, die Ausstattung und der Service gut und sogar der Boardtransport war zum ersten Mal kostenlos. Na also, geht doch!

 

Am JFK angekommen schnappten wir uns ein Taxi und fuhren nach Brooklyn, wo wir uns über Airbnb für 2 Nächte eine Schlafgelegenheit in einer Privatwohnung organisiert hatten. Erfahrungen mit online vermittelten Privatunterkünften hatten wir bisher keine, angesichts des unschlagbar günstigen Preises im Vergleich zu den normalen Hotelpreisen in der Stadt, bleib uns aber kaum etwas anderes übrig. Die Unterkunft war aber völlig in Ordnung für uns, die WG- Bewohner sehr nett und wieder einmal lief es für uns wie am Schnürchen.

Unser erster Ausflug nach Manhatten am nächsten Tag führte uns in den Washington Square Park, wo wir uns mit Nicolos zum Frühstück verabredet hatten. Nico, den wir vor einigen Jahren in Peru beim Surfen kennengelernt hatten, ist eigentlich aus Mailand, lebt und arbeitet zur Zeit aber in NY.

Später starteten wir mit dem Touristandardprogramm und konnten noch einige Klassiker abarbeiten: Staten Island Ferry mit Blick auf die Freiheitsstatue & lower Manhatten, Wall Street & Stock Exchange, 911 Memorial und Brooklyn Bridge & Hudson River. Einigermaßen erledigt kehrten wir abends nach Brooklyn zurück und packten erneut unsere Rucksäcke.

Nach diesem ersten, kurzen Zwischenstopp in New York verließen wir die Stadt am folgenden Tag auch schon wieder mit dem Zug in Richtung Wilmington, wo wir mit Willi verabredet waren. Der Bursche sollte am kommenden Wochenende heiraten und wir waren mehr als gespannt auf seine zukünftige Frau Nichole. Im Zug trafen wir, wie abgesprochen, auf Slaughter und seine Freundin Fritzi, die eigens für die Hochzeit aus Münster angereist waren und ebenfalls von NY aus mit dem Zug aufbrachen. Während der 2 stündigen Fahrt informierte mich Slaughter über alle wichtigen Neuigkeiten aus der alten Studentenheimat und auch die ein oder andere alte Geschichte wurde wieder ausgepackt. Auch das Treffen mit Willi am Bahnhof von Wilmington war von der ersten Minute an sehr witzig und das Wiedersehen von alten Freunden nach nach fast 10- monatiger Reise tat gut.

Das Programm in den nächsten Tagen war stramm und gut organisiert: Grillen vorm Fußballstadion in Philadelphia und Besuch des Spiels Philadelphia Union vs. LA Galaxy (1:4), Stadtbesichtigung in Philadelphia und Anreise nach Alexandria, wo die Hochzeit am Samstag stattfand. Willi und Nichole hatten mit der Organisation der Feier und der Betreuung der Gäste gut zu tun und so hatten Slaughter, Fritzi, Chrissi und ich genug Zeit ins benachbarte Washington D.C. zu fahren, wo wir schließlich auf den ebenfalls angereisten Berni trafen und mit einiger Verspätung zur Sightseeingtour ansetzten.

Am folgenden Samstag standen dann alle Zeichen auf Hochzeit und Willi und Nichole hatten eine mehr als gute Feier mit anschließender Party organisiert. Mit Willi, Slaughter, Berni, Pit und Rittmann waren viele Leute aus Studienzeiten dabei, die ich teilweise seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Der Abend wird bei allen Beteiligten sicher unter der Kategorie „Legendär“ verbucht, woran Pit, der für einen Tag extra aus der Schweiz angereist war, nicht wenig Anteil hatte!

Nach der Hochzeit ging es mit dem Brautpaar, Slaughter, Fritzi, Berni, Chrissi und mir nach Rehoboth Beach in Delaware, wo Willi ein Haus für uns gebucht hatte. Nach den eher anstrengenden Tagen zuvor standen waren alle für etwas Entspannung am Meer dankbar und das riesige Ferienhaus bot dazu die besten Voraussetzungen.

Wegen der ganzen Gepäckschlepperei hatten wir die Surfbretter in New York gelassen und nur die Neopellen zu Willi nach Wilmington genommen. Fast hätte ich diese Entscheidung am Ende noch bereut, da die Vorhersage an der Jersey Shore bei unserer letzten Gelegenheit nochmal ans Meer zu kommen, gnadenlos gut war. Chrissi war von der Idee einen Abstecher dorthin zu machen überaus begeistert. Ihr Interesse galt aber weniger den Wellen, sondern war vielmehr der Tatsache geschuldet, dass Atlantic City in der Nähe lag, das etwas heruntergekommene Spielerparadies an der Ostküste. So gelang es uns mit vereinten Kräften Willi und Nicole dazu zu überreden, mit uns nach New Jersey zu fahren. In Oceancity angekommen dauerte es eine Weile, bis ein passendes Brett im Surfshop gefunden war, danach stand der kalten Wasserfreude bei herrlich miesem Wetter aber nichts mehr im Wege. Insgesamt erinnerte die Gegend sehr stark an die Surfspots in Holland: Stark bebaute Küste und große Industrieanlagen im Hinterland, Sandstrand mit künstlichen Jettys und trübes Wasser, soweit das Auge reichte. Das optisch eher mäßige Ambiente konnte den guten Surf aber nicht schmählern: Cleane Lines + kleine Barrels + nur eine Handvoll Leute im Wasser = Perfekt! Jersey rockt!

Gut durchgefroren ging es später weiter nach Atlantic City, direkt in die Spielhalle des Cesars Palace. Chrissi hatte ihren Verlust aus Las Vegas psychisch noch immer nicht vollständig überwunden und marschierte zielstrebig und entschlossen in die verrauchte Rouletteabteilung des Hotels. Das einigermaßen runtergekommene Image der Stadt spiegelte sich auch im Ambiente des Hauses wieder und dem ein oder anderen Gast in der verrauchten Spielhalle war anzusehen, dass es für Las Vegas nicht mehr ganz gereicht hatte. Unbeirrt davon tauschte Chrissi ihren Einsatz in Chips um und fing an zu setzten. Unglücklicherweise lag der Mindesteinsatz diesmal höher als beim letzten Zock in Las Vegas und in den ersten Runden sah es so aus, als wäre auch dieser Einsatz schnell wieder weg. Am Ende aber war das Glück für einen Moment doch auf ihrer Seite und sie konnte den Tisch mit Gewinn verlassen und hatte so nachträglich den Verlust aus Las Vegas doch wieder ausgeglichen.

Zurück in Wilmington standen an unserem letzten Tag in Wilmington alle Zeichen auf Fußball, Championsleague und Finale. Nichole und Chrissi hatten sich dafür extra in Schwarzgelb gekleidet und obwohl König Fußball in den USA keine große Rolle spielt, kannte Willi einen Irish Pub, der auch zur Nachmittagszeit mit Fußballinteressierten gut gefüllt war und einigermaßen Stimmung versprach. Dementsprechend staunten wir nicht schlecht, als neben uns an der Theke ein Ami in original Lederhosen/Bayernfanschalkombination auftauchte und sich auch noch mit Bundesligafußball auskannte. Der überwiegende Teil der restlichen Kneipengäste zeigte hingegen eher Sympathie für den Ballsportverein aus dem Ruhrgebiet und kommentierte den Verlauf des Spiels entsprechend, was wir natürlich freudig zur Kenntnis genommen haben. Als die Mutter aller Finale schließlich abgepfiffen wurde, waren sich alle einig, dass dem Bundesligafußball international viel mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Der Lederhosenfan hatte im Übrigen nach Abpfiff etwas Mitleid mit uns und wollte auf Deutsch 4 Shots als Trostspender für uns bestellen. Am Ende wurden aufgrund eines Versprechers daraus 6 große, handwarme Jägermeister, die allerdings fast noch bitterer schmeckten, das der Ausgang des Spiels.

Zum Abschluss unserer Reise standen uns noch einmal 3 Tage in New York zur Verfügung und wir nutzten die Zeit für das volle Touriprogramm: Times Square, Rockefeller Center, Met, Central Park, Central Station, Soho, Chinatown, Flatiron, Highline Park, usw. Neben dem strammen Programm nahmen wir uns allerdings auch ein wenig Zeit, um ein paar Bilder abseits des großen Trubels zu machen.