Persönliche Anmerkungen:

 

Auf diesem Wege möchten wir uns erst einmal für all die Gästebucheinträge bei euch bedanken. Wir freuen uns immer sehr über Post aus der Heimat! Macht weiter so!

Außerdem wünsche ich meinen Mäusen aus der ehemaligen 2b in Dahl einen guten Schulanfang. Ich denke an euch.

Und natürlich auch an alle anderen, die nächste Woche wieder ranklotzen müssen... :-)

Brisbane, 14.08.2012

Anreise mit Hindernissen

 

Nach 3 Wochen Indonesien war der Plan, zunächst 2 Tage in Brisbane zu relaxen, bevor unser Flug uns weiter nach Tonga führen sollte. In Brisbane angekommen mussten wir aber leider schnell feststellen, dass das Preisniveau im Gegensatz zum günstigen Indonesien doch ein etwas anderes ist... Und so landeten wir im „Chill Backpacker“ in einem 4-Bett Zimmer mit zwei durchgelegenen Stockbetten, ohne Fenster und einem Gemeinschaftsbad auf dem Flur. Glücklicherweise ist hier gerade Winter und somit keine Hochsaison, was die Anzahl der Besucher angenehm limitierte.

Den zweiten Tag in Brisbane wollten wir dazu nutzen, uns nach Campervans umzusehen, um nach unserer Rückkehr aus Tonga zügig auf die Straße zu kommen und nicht wieder im Backpacker zu sitzen. Nach einigen Telefongesprächen bekamen wir auch direkt die Gelegenheit, uns den Camper von George, einem Australier aus Brisbane, anzuschauen. George präsentierte sich sehr nett und hilfsbereit, zeigte uns einen sehr gepflegten Camper mit neuen Reifen, an dem er noch einige Ausbauarbeiten durchführen wollte, bis wir ihn in 3 Wochen abholen würden. Der Preis schien uns in Ordnung und so kamen wir mit dem freundlichen Australier ins Geschäft. Da die ganze Sache endgültig aber erst nach unserer Rückkehr aus Tonga abgewickelt werden sollte, einigten wir uns auf eine Anzahlung. Nebenbei fragten wir den netten George dann noch nach seinem vollen Namen und seiner Adresse und machten den Vorschlag, die Kaufbedingungen kurz zu notieren und die Personalausweise zu kopieren. Daran allerdings schien der nette George kein Interesse gehabt zu haben, da sich seine Laune plötzlich deutlich änderte. Wenn wir ihm nicht vertrauen würden, sollten wir keine Geschäfte mit ihm machen und er sein ein ehrlicher Mann, der in seinem Haus seit 25 Jahren wohne etc. George ließ sich auch im weiteren Verlauf nicht mehr von uns beschwichtigen und letztendlich trennten wir uns mit einem seltsamen Gefühl der Ungewissheit, ob wir diesen Van tatsächlich nach unserem Tongatrip fahren würden.

Relativ angenervt von schnarchenden Mitbewohnern, überteuerten Preisen und dubiosen Camper-Verkäufern machten wir uns am nächsten Tag also auf zum Flughafen, da wir über Sydney nach Tonga fliegen wollten. Im internationalen Terminal angekommen, reihten wir uns in die überaus lange Schlange am Check In Schalter ein. Nach ca. einer ¾ Stunde Warten wurde uns von einer freundlichen Mitarbeiterin der Airline mitgeteilt, dass wir zunächst mit dem Bus zum domestic Terminal fahren müssten, um dort einzuchecken, schließlich würden wir zunächst nach Sydney fliegen. Geduldig fuhren wir also mit dem Bus ein Terminal weiter. Am hiesigen Check- In Schalter wartete lediglich ein Pärchen vor uns und so waren wir in froher Erwartung, endlich unser Gepäck loszuwerden und am Strand von Tonga ein wenig Abstand von den Unwegsamkeiten der letzten zwei Tage zu bekommen. Diese Stimmung sollte aber nicht lange anhalten, denn das nächste Unheil kam auch schon in Person eines ernst dreinblickenden Mitarbeiters der Airline auf uns zu. Dieser fragte dezent, ob wir schon gehört hätten, was an diesem Morgen auf Tonga passiert wäre. Hatten wir natürlich nicht... Somit klärte er uns über einen Vulkanausbruch auf Tonga auf, der zunächst unter Wasser, beim nächsten Gespräch dann aber an Land gefolgt von einer Aschewolke stattgefunden haben sollte. Einige Flüge seien schon abgesagt worden und er könnte uns nicht garantieren, dass wir von Sydney aus auch wirklich nach Tonga geflogen werden. Wenn nicht, müssten wir selber zusehen, wie wir wieder zurück nach Brisbane kämen. Wir könnten gerne einchecken, das wäre dann aber auf eigene Gefahr. Wunderbar! Mit Bildern einer Aschewolke wie in Island und den Bildern aus Fukushima im Kopf nutzen wir die immer knapper werdende Zeit bis zum Abflug damit, im Internet am Flughafen Informationen darüber zu bekommen, was denn nun genau auf Tonga passiert war. Leider konnten wir jedoch nichts herausfinden. Relativ angenervt entschieden wir uns dann dafür, den Flug anzutreten, weiterhin ungewiss, ob wir tatsächlich auf Tonga landen würden. Letztendlich ging der Flug aber reibungslos über die Bühne und von einem Vulkanausbruch war in Sydney überhaupt keine Rede mehr. Erst einige Tage später sollten wir mehr über den Hintergrund für den Zwischenfall erfahren: Ein Pilot hatte über Tonga eine Rauchwolke gesichtet und die Airline über einen Vulkanausbruch informiert. Tatsächlich war der Rauch allerdings auf ein brennendes Waldstück zurückzuführen gewesen und einen Vulkanausbruch samt Aschewolke hatte es nie gegeben. Zu allem Überfluss musste ich dann beim Auspacken meines Surfboards feststellen, dass die Nose beim Transport fast komplett abgebrochen worden ist. Vielen Dank dafür, Virgin Australia! Auf Tonga gibt es weder Surfshop noch Shaper...

Tongatapu, 18.08.2012

Malo e lelei - Angekommen in der Ruhe

 

Nach den turbulenten letzten 2 Tagen sind wir nun aber glücklich auf der Hauptinsel Tongatapu angekommen und wohnen im Otuhaka Beach Resort direkt an einem wunderschönen und verlassenen Strand. In der Unterkunft sind wir momentan die einzigen Gäste und genießen die Ruhe in vollen Zügen. Die Kulisse vor unserer Hütte ist paradiesisch schön: Weißer Sandstrand unter Palmen, kristallklares Wasser über einem Korallenriff und vorbeiziehende Buckelwale am Horizont. Abzüge gibt es lediglich für die fehlenden Wellen, da zur Zeit kein Swell ankommt. Diese Ruhe und Idylle genießen wir noch bis Dienstag, bevor wir mit der Fähre zur Nachbarinsel Eua übersetzen.

Eua, 22.08.2012

Chrissi´s Geburtstag mit Buckelwalen

 

Nach einer Woche an der Westküste und so gut wie keinen Wellen im Otuhaka Resort wurde es Zeit, den Ort zu wechseln. Da Chrissi sich zum Geburtstag einen Whalewatching/swimming-Ausflug gewünscht hatte, sind wir mit der Fähre von Tongatapu auf die kleine Nachbarinsel Eua gefahren; von dort aus werden solche Touren angeboten. Die Gewässer von Tonga sind bekannt für Buckelwale, die zu dieser Jahreszeit ihre Jungen hier bekommen, um später nach Süden in kalte und nährstoffreichere Gebiete zu ziehen. Untergekommen sind wir auf Eua im Hideaway, einer sehr netten Unterkunft, zu gewohnt hohem Preis.

An Chrissis Geburtstag sind wir morgens um 08:30 gestartet und zum Deep Blue Diving Office gefahren, wo wir schon von einem Guide und dem Bootskapitän erwartet wurden. Wie es sich für einen Geburtstag gehört, waren außer uns und den beiden Guides keine weiteren Gäste mit an Board und wir hatten eine exklusive Veranstaltung bei strahlendem Sonnenschein, völliger Windstille und glasklaren Wasser nur für uns allein. Bei perfekten Bedingungen starteten wir also im kleinen Motorboot in Richtung des ersten Wals, den wir zuvor schon vom Land aus gesehen hatten. Das Tier schien bei der ersten Annäherung zunächst Interesse zu zeigen und tauchte direkt neben unserem Boot auf. Als wir jedoch ins Wasser stiegen, war das Tier schnell im tiefen Blau wieder verschwunden.

Unsere Guides gingen sehr respektvoll und behutsam bei der Annäherung weiterer Tiere vor und erklärten uns, dass die Wale durch ihr Verhalten selbst entscheiden, ob sie Kontakt zu uns wollen oder nicht. Die von Land aus eher behäbig anmutenden Tiere zeigten aus der Nähe betrachtet neben ihrer beeindruckenden Größe auch eine erstaunliche Schnelligkeit im Wasser. Ein Schlag mit der Schwanzflosse und die Tiere sind in der Tiefe nicht mehr zu sehen.

Nach etwa 3 Stunden Bootsfahrt und mehrfachen erfolglosen Versuchen mit den Tieren etwas länger zu schwimmen, deuteten unsere Guides an, dass wir sehr bald den Heimweg antreten werden würden. Wir hatten bis dahin einige vorbei schwimmende Tiere aus der Nähe gesehen, keines jedoch hatte wirklich Interesse an uns gezeigt.

Das sollte sich jedoch gegen Ende unserer Tour nochmal ändern. Beim letzten Kontakt kamen zwei Tiere sehr nah an unser Boot heran, nahmen uns sehr genau unter die Lupe und blieben auch in direkter Nähe, als wir ins Wasser gestiegen sind und uns weiter angenähert hatten. Eines der Tiere war dabei besonders neugierig, schwamm immer wieder unmittelbar an uns vorüber, drehte sich dabei, tauchte neben uns ab, schwamm von unten an uns heran und untersuchte uns mit erstaunlicher Wendigkeit aus allen möglichen Positionen. Dabei kam der Wal langsam immer näher und näher heran und es war sehr deutlich zu spüren, dass das Tier den direkten Kontakt gesucht hat. Der Guide hatte uns zuvor zwar erklärt, dass die Tiere sehr neugierig sein können, aber damit hatten wir nicht gerechnet. Unfassbar!

Nach ein paar Minuten wurde uns das ganze dann doch zu unruhig. Das sicherlich gutgemeinte, aber tiefe Fauchen des Tieres, konnte nicht zu unserer Beruhigung beitragen und so waren wir uns in der Situation nicht mehr ganz sicher. Mit rasendem Herz und Adrenalin bis zum Anschlag schwammen wir zurück zum Boot. Unser Guide blieb weiterhin im Wasser und ließ sich von dem Wal berühren.

Insgesamt war der Ausflug (auch für den Guide) sehr beeindruckend und wird für uns sicher unvergessen bleiben.

 

Eua, 23.- 28.08.12

Tauchen, Wandern, Radfahren auf Eua

 

Insgesamt 9 Tage haben wir auf Eua, im Hideaway verbracht, bevor es wieder zurück nach Tongatapu gehen sollte. In der Zeit waren wir neben dem Whalewatching noch Wandern, Tauchen und Radfahren.

 

Wandern:

Auf Eua gibt es einige sehr schöne Wanderwege, auf denen man die landschaftliche Vielfalt der insgesamt nur 17km langen Insel am besten entdecken kann. Zu erkunden gab es auf der teilweise dicht bewachsenen Insel eine ganze Menge, da die Pflanzen und Tiere teilweise einmalig für diese Gegend sind, wie z.B. der „Red shining Parrot“, der nur noch hier vorkommt. Besonders erwähnenswert waren darüber hinaus die dichten Wälder mit ihrer exotischen Vegetation und die Höhlen mit ihren Tropfsteinformationen an der Nordostseite der Insel.

Tauchen:

Auf Eua gibt es einige sehr schöne Tauchplätze und viele Touristen kommen anscheinend ausschließlich zum Tauchen hierher. Bei der einzigen Tauchschule vor Ort haben wir zusammen 2 Tauchgänge gemacht, die sehr einfach und für uns zum eingewöhnen waren. Die Tauchplätze am Riff lagen direkt vor unserer Unterkunft. Fotos gibt’s von den Tauchgängen leider keine, da wir keine Fotoausrüstung fürs Tauchen hatten.

Da sich Chrissi am nächsten Tag nicht besonders fit fühlte, habe ich spontan noch 2 weitere Tauchgänge mit einer anderen Gruppe gemacht. Da dort jemand eine Kamera dabei hatte gibt es von diesen Tauchgängen einige Bilder.

Der erste dieser beiden Tauchgänge war ein Cavedive und für mich sehr aufregend. Die Höhle war größtenteils durch Tageslicht über Löcher in der Decke beleuchtet, was zusammen mit dem kristallklaren Wasser eine traumhafte Unterwasserkulisse erzeugte. In der Höhle selbst waren einige große Thunfische anwesend, die sich bei unserer Ankunft aber langsam zurückzogen. Im Verlauf des Tauchgangs sind wir in kleine Seitenbereiche der Höhle getaucht, die in absoluter Dunkelheit lagen, und für mich mit einer ordentlichen Portion Adrenalin verbunden waren. Die blitzenden Lichter von Flashlightfischen, die hier zu sehen waren, waren aber die Aufregung allemal wert. Nach dem einschalten der mitgebrachten Taschenlampe verschwanden die kleinen Fische augenblicklich und gaben den Blick auf die an der Wand sitzenden Hummer frei.

Der zweite Tauchgang an diesem Tag war ein schöner und ruhiger Rifftauchgang mit vielen bunten Fischen, Korallen und Walgesang in der Ferne. Traumhaft!

Radfahren:

Das Radfahren war definitiv kein Highlight unserer Aktivitäten in Tonga, was zum wesentlichen Teil an den uns, natürlich gegen Gebühr, zur Verfügung gestellten Rädern lag. Die Leihräder, ebenfalls aus unserer Unterkunft entliehen, stammten vermutlich ursprünglich aus chinesischer Meisterproduktion und wurden im Laufe der Jahre ihres Einsatzes auf Eua durch große handwerkliche Phantasie kontinuierlich weiterentwickelt. Dabei ist der tonganische Sachverstand in Sachen Feinmechanik keinesfalls zu unterschätzen. Ohne auf weitere Details näher eingehen zu wollen sei an dieser Stelle nur kurz erwähnt, dass wir uns auf dem Rückweg unserer einzigen Radtortour letztendlich abholen lassen mussten, da der festgelötete Lenker an Chrissis Rad an der Nahtstelle leider aufgebrochen war und der Schrotthaufen ab da überhaupt nicht mehr zu steuern war. Selbstverständlich waren die Räder am folgenden Tag bei den nächsten Gästen wieder im Einsatz.

Tongatapu, 29.08.2012

Fähren und Kajaks

 

Eigentlich sollte die Überfahrt in einer Fähre zwischen 2 Inseln, die in Sichtweite voneinander entfernt liegen nicht besonders spannend sein. Unsere Rückfahrt wird uns aber sicher noch einige Zeit in Erinnerung bleiben.

Die Fähre zur Rückfahrt nach Tongatapu startete morgens um 5 Uhr in der Früh von Eua aus und machte sich somit bereits eine gute Stunde vor Sonnenaufgang auf den Weg. Der kleine Kahn war, wie bereits vom Hinweg her bekannt, in einem nicht besonders vertrauenerweckenden Zustand, dafür aber voll mit Menschen und allerlei Frachtgut: alte Mikrowellengeräte, gerupfte Hähnchenbeine in Plastiktüten, abgesägte Baumäste und andere Dinge... alles, was man halt so braucht. Dazwischen lagen und saßen die Menschen größtenteils quer verteilt; überwiegend am schlafen oder dösen.

Glücklicherweise hatten wir beim Betreten des Schiffes noch ein Sitzplatzpaar ergattern können und freuten uns, dass wir nicht die ganze Fahrt über stehen mussten. Da machte es auch nichts aus, dass die Plätze direkt neben der Toilette lagen.

Bereits zu Beginn war sehr schnell klar, dass diese Überfahrt nicht so ruhig verlaufen würde wie die Hinfahrt. Der Seegang direkt außerhalb der Hafenbefestigungen war deutlich zu spüren und schaukelte den rostigen Kahn nach Belieben hin und her. Die Schaukelei hatte anfangs durchaus einen gewissen Reiz und versprach eine nette Erfahrung werden zu können. Diese Einschätzung der Situation änderte sich jedoch, je weiter wir uns vom Land entfernten, da der Seegang immer stärker wurde und das Schiff immer heftiger in alle mögliche Richtungen durchschaukelte. Da draußen noch immer absolute Dunkelheit herrschte machte es keinen Sinn aus dem Fenster zu schauen, um etwa den Horizont zur Orientierung im Blick zu haben. Stattdessen schien der gesamte Innenraum des Schiffes zwischenzeitlich immer wieder in bedrohliche Schräglage zu geraten und die Situation ließ die Umstände bei der Entstehung des Begriffes „Schiffsschaukel“ erahnen. Langsam aber sicher breitete sich im Magenbereich ein deutlich spürbares Unwohlsein aus. Auch das Schließen der Augen und das Hören von Musik über Kopfhörer änderte nichts an der Tatsache, dass sich der flaue Magen kontinuierlich in Richtung Übelkeit hin entwickelte und ein Blick in Chrissi´s Gesicht neben mir verriet mir sofort, dass die beschriebenen Symptome nicht nur auf mich zutrafen. Auf die Frage hin, ob bei ihr alles in Ordnung sei folgte ein tapferes Nicken, die Gesichtsfarbe und die geschlossenen Augen gaben allerdings eine andere Antwort. Keine 3 Minuten später nahm das Unheil dann seinen Lauf. Chrissi sprang von ihrem Sitz auf und machte einen Satz in Richtung Klo, was von mir direkt als eindeutiges Zeichen für die nun folgende Konsequenz aus ihrer Seeübelkeit interpretiert wurde. Statt jedoch in die Toilette zu stürmen, blieb sie wider erwartend davor stehen und ich bereitete mich innerlich darauf vor, dass sich jeden Moment ein Schwall Mageninhalt in die Kabine ergeben würde. Der Schwall folgte auch prompt, jedoch nicht wie gedanklich antizipiert, sondern in Form von Klowasser, was aus der Toilette und in einem großen Guss heraus strömte. Aus irgend einem unerfindlichen Grund war die Toilette neben uns übergelaufen und das Wasser ergoss sich im Takt des schaukelnden Schiffes in vollen Zügen über unsere Schuhe, Hosenbeine und unsere auf dem Boden liegenden Rucksäcke und verteilte sich im ganzen Innenraum des Schiffes. Chrissi hatte dies sofort gemerkt und versuchte geistesgegenwärtig unsere Rucksäcke vor dem Schlimmsten zu bewahren. Bei mir hingegen dauerte es einige Sekunden, bis die unerwartete Wendung der Situation kognitiv verarbeitet worden war. Problematischerweise verhinderte das starke Auf und Ab des Schiffes, dass man sich, geschweige denn die Rucksäcke, in irgendeine Richtung sicher bewegen konnte. Schließlich gelang es uns nach einigem Getorkel, bei dem man den geöffneten Schiffsfenstern bedrohlich nah kam, unser Gepäck auf die Sitzplätze zu stellen. Die Mischung aus Schiffsschaukel und Toilettenwasser hatte Chrissi dann aber doch den Rest gegeben und sie musste den Kopf aus einem der Backboardfenster halten. Ich konnte mich auf das Vorderdeck retten und es gelang mir nur mit großer Mühe, mich dem gleichen Schicksal zu entziehen. Den Rest der Fahrt bewegten wir uns dann nicht mehr vom Fleck, verharrten an Ort und Stelle und warteten auf das Ende der Fahrt. Nach insgesamt dreistündiger Überfahrt wurden wir endlich erlöst und verließen eindeutig als Landratten das Schiff.

 

Nach der Überfahrt waren wir für den Tag eigentlich schon gut bedient, jedoch sah das weitere Programm eine Kajaktour vor, die wir 3 Tage zuvor für diesen Tag organisiert hatten. Die Tour beinhaltete ein Frühstück am Strand mit anschließender Paddelei zu 2 kleinen vorgelagerten Inseln. Obwohl uns am Morgen der Sinn weder nach Frühstück, noch nach einer weiteren Bootsfahrt stand, entwickelte sich der Tag aber doch noch zu einem vollen Erfolg. Tim, der Operator der Tour, und seine Frau sowie 2 weitere Paddelgäste aus Neuseeland entpuppten sich als sehr nette und witzige Gruppe und es wurde an diesem Tag noch viel gelacht.

Tongatapu, 04.09.2012

Abschied aus Tonga

 

Nach drei Wochen im Königreich Tonga nehmen wir so langsam Abschied aus dem Pazifikraum. Wir erinnern uns an nahezu menschenleere Straßen, auf denen die Einheimischen mit ihren Autos extrem langsam fahren und immer Zeit für einen wirklich nett gemeinten Plausch haben und daran, dass die Begriffe Zeitplan, Hektik oder Stress in der tonganischen Sprache nicht zu existieren scheinen. Diese Ruhe und Gemütlichkeit haben wir nach dem hektischen Indonesien und den wuseligen zwei Tagen in Brisbane anfangs sehr genossen.

Nach einiger Zeit empfanden wir die Gelassenheit des tonganischen Alltags aber zunehmend als Unzuverlässigkeit und Last: Geld abheben in der Bank- 20 Minuten pro Person; 18 km Busfahrt in die Stadt- je nach Laune des Fahrers zwischen 60 und 90 Minuten; warten auf eine zuverlässige Internetverbindung für die man bezahlt hat – unendlich lange...

Insgesamt haben wir in Tonga eine unglaubliche Unterwasserwelt und beeindruckende Naturkulisse erlebt, sehr viele nette Menschen getroffen und eine schöne Zeit gehabt. Tonga ist in definitiv eine Reise wert, wir sind aber froh, dass unsere Reise nun weitergeht. Malo!

 

Für alle Freunde des Wellenreitsports zum Abschluss auch noch ein paar Sätze in dieser Hinsicht. Die Wellenausbeute nach 3 Wochen Tongatapu fällt für mich leider unterirdisch aus. Obwohl wir in der Hauptzeit für konstanten Südswell angereist sind, lag die Wellenvorhersage immer nur zwischen 2 und 6 Fuß, wobei der tatsächliche Surf konstant 3 Fuß unter der Vorhersage lag und nie länger als 2-3 Tage angehalten hat. Die Surfbreaks auf Tongatapu liegen alle an der Nord-Westseite der Insel, so dass der Südswell zum großen Teil leider die Sports gar nicht erreicht. Die Spots liegen alle in fußläufiger Entfernung auseinander und sind sich insgesamt sehr ähnlich: nur ca. 1 Stunde vor und nach Hightide surfbar, alles Lefthander im Winter, laufen eher kurz, schnell und hohl und brechen über flachem, unebenem Korallenriff. Motels ist sicher die am längsten und langsamsten laufende Welle und hat mir in den wenigen Surfsessions am meisten Spaß gemacht.

Fazit: Obwohl die Surfbedingungen hier (konstanter Offshorewind, ca. 24 Grad warmes, kristallklares Wasser, prinzipiell perfekt laufende Wellen, kaum andere Surfer im Lineup, wohnen direkt am Break, Gänsehautatmosphäre mit vorbeiziehenden, springenden Buckelwalen im Hintergrund) zum surfen zu stimmen scheinen, muss man vom Wellenreittrip nach Tongatapu leider wegen des unzuverlässigen Swells abraten. Diese Einschätzung haben auch die in Tonga lebenden Aussie- und Kiwisurfer bestätigt. Samoa ist für die Pazifikregion wohl eher zu empfehlen.

 

Tops und Flops aus 3 Wochen Tonga vom 14.08. - 04.09.2012

 

Christina

Micha

  • Buckelwale im glasklaren Wasser

  • tropische Unterwasserwelt & Landschaften

  • viele Aktivitäten

  • konstantes Wetter & angenehmes Klima

  • schöne, verlassene Strände und Landschaften

  • freundliche & entspannte Menschen

  • Gemütlichkeit des Lebens

  • fehlender Swell

  • schlechtes Preis- Leistungsverhältnis

  • schlechtes Preis- /Leistungsverhältnis