Whangamata, 30.11.12

Berta im Auenland

 

Unsere Ankunft in Auckland hatten wir in weiser Voraussicht mit besonderer Sorgfalt geplant, da wir wussten, dass hier einige organisatorische Dinge auf uns warten würden. Voller Tatendrang entstiegen wir also der Boeing 737 am Auckland International Airport und erwarteten gespannt, wie unsere neue fahrbare Behausung, die wir bereits fast ein ganzes Jahr im Voraus bei Juicy Camper gebucht hatten, wohl sein würde. Quantas hatte übrigens für den Transport der Surfbretter diesmal statt der fälligen 90 EUR auf internationalen Flügen nur 60 AUD berechnet, was an dieser Stelle nicht positiv unerwähnt bleiben soll. Voller Tatendrang und mit einer langen Liste an noch zu erledigenden Dingen erreichten wir die Gangway des Flughafens und wurden direkt daran erinnert, dass wir nun im Land der Hobbits und Elben waren. Im Eingangsbereich der Ankunftszone begrüßte uns ein riesiges Pappmaschee in Form von Zwergen, Zauberern und Hobbits.

Nach den üblichen, willkürlich und sinnlos durchgeführten Sicherheitschecks des Flughafenpersonals, wurden wir in die Ankunftshalle gespült, in der es von Menschenmassen nur so wimmelte und die den viel zu kleinen Flughafen wie ein überfülltes Ameisennest erschienen ließen. In unserer freudigen Erwartung hielten wir bereits Ausschau nach einem ungeduldigen Juicymitarbeiter, der uns vielleicht durch einen seperaten Geheimausgang an den Menschenmassen vorbei zu unserem frisch gewaschenen, hochglanzpolierten und voll betankten Fahrzeug führen würde. Leider erfüllte sich diese Vorstellung nicht ganz und wir mussten uns, wie jeder andere Fluggast auch, mit unserem Gepäck einen Weg ins Freie erkämpfen und auf die Ankunft unseres Vehikels warten. Aus den am Telefon angekündigten 15 Minuten Wartezeit wurden dann schnell 70 Minuten und wir mussten erkennen, dass im Land der Hobbits, Zauberer und Zwerge alles etwas länger dauert als Zuhause.

Nach gefühlten 4 Stunden Wartezeit und den üblichen Formalitäten konnten wir schließlich unser Gefährt in Empfang nehmen und staunten zunächst nicht schlecht. Unser Wagen entpuppte sich als Toyota Hiace aus dem Jahre 2007 und konnte im Fahrgastzellenbereich mit allen Annehmlichkeiten japanischer Ingenieurskunst aufwarten: Automatikgetriebe, Klimaanlage, Fensterheber und Parkassistent, alles angetrieben von einem lautstarken Dieselaggregat. Auch der Wohnbereich im hinteren Teil des Fahrzeuges war großzügig ausgestattet und beherbergte alles, was der moderne Camper von heute zu brauchen scheint: Kühlschrank, Dusche, Toilette, DVD- Player und sogar eine eingebaute Heizung. Angesichts der Größe und Form des Wagens war auch für dieses Gefährt schnell ein Name gefunden und wir tauften ihn auf den Namen „Berta“. Während Chrissi sich recht schnell mit Berta angefreundet hatte, sollte es bei mir etwas länger dauern. Die dicke Berta hatte zwar deutlich mehr Innenraum und oberflächlich mehr Komfort zu bieten als der lange Albert, dafür war sie im Innenraum aber für meinen Geschmack völlig unpraktisch eingerichtet, hatte kaum Ablageflächen und war stattdessen mit nutzlosen Dingen vollgestopft, die kein Camper wirklich braucht. In Sachen Fahrkomfort hatte Berta ganz klar die Nase vorn, in Sachen Gemütlichkeit und Raumausnutzung konnte sie Albert allerdings bei weitem nicht das Wasser reichen.

Die ersten 3 Tage verbrachten wir in Auckland auf dem Campingplatz, um uns einzurichten und passende Kleidung für unsere bevorstehende Hochzeit einzukaufen. Da Chrissi kleidtechnisch bereits in Perth fündig geworden war und das gute Stück im Boardbag mit nach Neuseeland gebracht hatte, fehlten lediglich Hemd und Hose für mich. Nachdem beides gefunden war, konnten wir schließlich Richtung Whangamata und Coromandel-Halbinsel aufbrechen, dem Ort, wo unsere Hochzeit stattfinden sollte. Dort angekommen trafen wir uns zunächst mit Jo Wolfenden, unserer Standesbeamtin, mit der Chrissi zuvor schon reichlich Email und Telefonkontakt hatte. Jo erwies sich als sehr nette und hilfsbereite Dame, die mit uns zusammen unsere Hochzeitszeremonie plante. Dabei stellte sich heraus, dass wir noch Einiges zu erledigen hatten: Ort für die Zeremonie aussuchen, Lizenz zum Heiraten beim Amt beantragen, Picknick und Musik für den Strand organisieren, Brautstrauß aussuchen, Kajakboote für den Nachmittag reservieren etc. Glücklicherweise hatten wir über Jo bereits aus Australien einen Fotografen für unsere Feier verpflichten können: Daniel „Digga“ Davie. Digga, eigentlich Surffotograf für diverse Kiwi -Surfmagazine und Artworkdesigner bei Anderson Surfboards in Whangamata, entpuppte sich ebenfalls als sehr netter und äußerst hilfsbereiter Zeitgenosse, der uns bei der weiteren Planung sehr behilflich war. Er empfahl uns einige mögliche Strände für die Trauung, verschaffte uns Kontakt zu Drew, einem Singer/ Songwriter, reparierte mein immer noch arg lädiertes Brett professionell, für einen Bruchteil der australischen Reparaturkosten und bot uns zu guter Letzt sogar an, auf seinem Grundstück zu übernachten. Neuseeländische Gastfreundlichkeit! Das gleiche galt im Übrigen auch für Jo, die uns als Alternativplatz für die Trauung bei schlechtem Wetter kurzerhand ihren eigenen Garten angeboten hatte. Als Angehöriger der eher zurückhaltenden und distanzierten Gesellschaft Deutschlands, ist man über so viel Offenherzigkeit sehr verblüfft. Nachdem wir uns mit Drew, (natürlich bei ihm zu Hause) getroffen und einige Lieder für die Hochzeit besprochen hatten, wurden wir uns schnell einig und konnten ihn ebenfalls für unsere kleine Feier verpflichten, nachdem die Absprache mit anderen Musikern vorher nicht funktioniert hatte. Mit Drew an Board kannten wir nun die halbe lokale Surf- und Kulturprominenz Whangamatas. Drews Söhne hatte ich unbekannterweise bereits 2 Tage zuvor mehrmals im Lineup getroffen, wo sie nach allen Regeln der Kunst die kleinen Wellen zerschlitzt hatten.

Nach etwa einer Woche vor Ort war die Organisation einigermaßen erledigt und da wir noch eine gute Woche bis zu unserem großen Tag hatten beschlossen wir, die Zeit zu nutzen und uns auf der Coromandel-Halbinsel umzusehen. Unser erstes Ziel war der Hot Water Beach, der bekannt dafür ist, dass hier bei Lowtide über 60 Grad heißes Wasser durch den Sand nach oben gedrückt wird. Wer hier an der richtigen Stelle etwas schaufelt kann für ein paar Stunden seine eigene Badewanne in den Sand graben und zur Abkühlung zwischendurch wieder ins Meer springen. Da der Hot Water Beach in jedem Reiseführer als absolutes Muss aufgelistet wird, ist der Touristenandrang dementsprechend groß und offenbart ein eher bizarres Bild: Während über den ganzen Tag hinweg so gut wie kaum Leute hier zu sehen sind füllt sich mit dem sinkendem Wasserstand des Meeres wie von Geisterhand gelenkt auch relativ zügig der angrenzende Parkplatz und Horden von mit Schaufeln ausgerüsteten Touristen stürmen auf den Strand zu. Da unsere Begeisterung für massentouristische Veranstaltungen sehr begrenzt ist haben wir uns bei unserer Ankunft, die unglücklicherweise auf einen Sonntag fiel, dazu entschieden, am nächsten Tag für ein heißes Strandbad wiederzukommen. Stattdessen nutzen wir die günstige Gelegenheit, um den etwa 200 Meter entfernten Righthander am Südende des Strandes bei kleinen aber cleanen Wellen für 2 Stunden völlig alleine zu surfen. Perfekt!

Am nächsten Tag kehrten wir wie geplant zum Hot Water Beach zurück und mussten leider feststellen, dass auch an einem Montag nur unwesentlich weniger Leute ebenfalls wieder zur Stelle waren. Egal, diesmal bewaffneten wir uns mit einer Schaufel und fingen an am Strand zu graben. Nach kurzer Zeit mussten wir allerdings festzustellen, dass sich nur ganz bestimmte Stellen für die Anlegung eines Pools eigneten, da an einigen Stellen nur kaltes, an anderen wiederum nur viel zu heißes Wasser ausströmte. Nachdem wir uns an mehreren Stellen fast verbrannt hatten, fanden wir schließlich eine Platz für unseren Pool neben zwei Herren mittleren Alters, die (beide mit modischer Speedo im Tigerlook bekleidet) bereits sichtlich die Wärme ihres Pools genossen und denen die Hitze des Wassers seltsamerweise nichts auszumachen schien. Ungeachtet dessen konnten wir nun unser Wasserloch in Beschlag nehmen, mussten jedoch immer wieder dafür sorgen, dass kaltes Wasser nachlief, da es ansonsten unerträglich heiß wurde. In der Zwischenzeit füllte sich der Strand mehr und mehr mit weiteren Touristen und als wir um uns herum immer mehr Sätze wie: „Is se Wota olreddi woam?“ hörten, wurde es langsam Zeit die Abkühlung im Meer zu suchen und den Strand wieder zu verlassen. Ein Hoch auf den deutschsprachigen Individualtouristen!

Unser nächstes Ziel war die ganz in der Nähe liegende Cathedral-Cove, eine paradiesische kleine Küstenbucht mit Sandstrand und verschiedenen Höhlen und ebenfalls ein Touri-Hot-Spot. Glücklicherweise waren bei unserer Ankunft diesmal aber nur sehr wenige andere Touristen vor Ort und wir konnten diesen Platz ausgiebig genießen, ebenso wie die Wanderung durch den Coromandel Forest Park am nächsten Tag.

 

Von Beginn an hatte unsere japanische Berta ein Problem mit bläulichem Ausfluss im Toilettenbereich, der unangenehm stark nach Reinigungschemie gestunken hatte. Nachdem wir diesen anfänglich noch weitgehend ignoriert hatten kamen wir mehr und mehr zu der Erkenntnis, dass diese Flüssigkeit gesundheitlich nicht besonders förderlich sein konnte. Bestärkt wurden wir in dieser Annahme dadurch, dass wir morgens häufig mit Kopfschmerzen und verschnupfter Nase aufgewacht waren. Nach Rücksprache mit Jucy fuhren wir daher mit Berta in eine Werkstatt, wo jedoch kurzfristig keine Abhilfe geschaffen werden konnte. Nach einigem Hin und Her vereinbarten wir schließlich mit der Autovermietung, dass wir einen neuen Wagen in Auckland abholen konnten und so machten wir uns 2 Tage vor unsere Hochzeit nochmal nach Auckland auf, um Berta umzutauschen. Jucy war dabei sehr kundenfreundlich und unkompliziert und wir bekamen eine neue Berta, die ohne Dusche und Toilette an Board auskam und somit auch größer, praktischer und komfortabler ausgestattet war als Berta I. Zusätzlich bekamen wir von Jucy für den verlorenen Tag eine Rückzahlung und eine Tankfüllung gratis. Beide Daumen hoch für so viel Kundenfreundlichkeit!

 

Waitomo, 06.12.12

Vogelhochzeit

 

Vielen hatten wir es ja bereits vor unserer Abreise angekündigt und nun war es soweit: Am 01.12. haben Chrissi und ich in Whiritora/NZ geheiratet. Unsere standesamtliche Trauung fand um 12 Uhr am Strand von Whiritoa statt, in Anwesenheit unserer Trauzeugen Jasmin und Ole, die sich, selbst auf ihrer eigenen Hochzeitsreise in Neuseeland unterwegs, sofort bereiterklärt hatten, dabei zu sein. Trotz unsicherer Wettervorhersage an den Tagen zuvor hatten wir fast den ganzen Tag über strahlenden Sonnenschein und so wurden die Feier und auch der gesamte Rest des Tages für uns traumhaft schön. Ganz großer Dank für die vielen unvergesslichen Momente geht zunächst an Ole und Jasmin, die ihre Reiseroute extra für uns geändert und den Abstecher nach Whangamata gemacht haben. Weiterhin an Jo Wolfenden, unsere Standesbeamtin, die uns im Vorfeld mit Rat und Tat bei der Planung geholfen hat und die die Zeremonie sehr bewegend gestaltet hat. Großer Dank geht auch an Daniel „Digga“ Davie, der mit seinen Traumfotos den Tag für uns festgehalten hat und an Drew Bowden, für die tolle musikalische Gestaltung der Feier.

Nach der Trauung und dem anschließenden Picknick am Strand folgte ein Kajakausflug mit Ole und Jasmin nach Whenuakura (Donut Island), einer kleinen Felseninsel in Whangamata, die nur durch eine Höhle vom Meer aus betreten werden kann. Abgerundet wurde der Tag beim Abendessen in einem gemütlichen Restaurant, bei dem Digga mit seiner Familie und Drew ebenfalls dabei waren.

In Deutschland sind wir im übrigen noch nicht verheiratet, die Anerkennung der Hochzeit ist jedoch lediglich eine Formsache. Bis es soweit ist, haben wir noch ein paar Monate Reise vor uns und Chrissi hat genug Zeit, sich an ihren neuen Nachnamen zu gewöhnen, den ihr die Neuseeländer automatisch zugeteilt haben. Vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche von allen, die an uns gedacht haben. Wir haben uns sehr gefreut!

 New Plymouth, 12.12.12

Raglan und der wilde Westen

 

Touristenattraktionen sind in Neuseeland zahlreich vorhanden und der geneigte Tourist hat die freie Wahl, wo und wie er sich unterhalten lassen möchte. Wer den Geldbeutel gut gefüllt hat, dem stehen alle Möglichkeiten offen: Hai- und Delfinschwimmen, Tauchen mit allen Schikanen, Kajakfahren, Hubschrauberfliegen, Fallschrimspringen, etc...

Da ich ersteres nebenbei in Australien genießen durfte, diverse andere Aktivitäten bereits kannte oder sie für übertrieben teuer hielt, lag mein persönlicher Fokus aus einer ganz anderen Aktivität, dem sogenannten „Wellenreiten“. Dabei handelt es sich um eine Sportart, die, bei entsprechend vorhandener Ausrüstung, völlig kostenlos zu betreiben ist und die der körperlichen Aktivität wie auch der Unterhaltung gleichermaßen gerecht wird. Da wir seit unserer Ankunft in NZ wenig Zeit mit dem Surfen verbracht hatten und aufgrund unserer Hochzeit örtlich bis dahin an die Coromandelhalbinsel gebunden waren, wurde es Zeit, einige Spots an der Westküste anzufahren. Unser erstes Ziel war Raglan, wo ich einen schönen 4 ft Swell mitnehmen konnten. Trotz des schlechten Wetters mit Dauerregen, grauen Wolken und bei schlechter Sicht, ließ der Anblick des berühmten Lefthanders das Herz höher schlagen. Die Bedingungen für den Tag waren mit solidem Groundswell und Windstille entsprechend gut vorausgesagt und so war es wenig verwunderlich, dass sich bereits morgens das Lineup gut gefüllt präsentierte. Dennoch sollte sich auch an dem wohl bekanntesten Spot Neuseelands bestätigen, was überall nachzulesen ist: Die surfenden Kiwis sind sehr entspannt, keine Spur von übertriebener Hektik, Wettkampfstimmung oder gar Aggressivität. Eher das Gegenteil ist der Fall. Dabei hatte die Welle einiges zu bieten und läge dieser Spot an einem anderen Ort der Welt, hätte sich sicher auch ein anderes Bild ergeben. So aber konnte nach 2 schönen Surfsessions am Ende des Tages das mehrstündige Rückhandtraining erfolgreich beendet werden, was direkt am nächsten Tag mit Muskelkater quittiert werden sollte.

Wie so oft an der Küste, waren die beschriebenen Bedingungen leider nur von kurzer Dauer und direkt am nächsten Tag setze der vorherrschende Westwind wieder ein und zerstörte die letzten Swellreste in unsurfbares Nordseehack. Auch die Vorhersage für die nächsten Tage sah nicht vielversprechend aus und nach nur einem Tag in Raglan, verließen wir diesen Spot vorerst wieder Richtung Süden, jedoch nicht ohne viele sowohl schöne als auch wilde Westküstenimpressionen mitzunehmen. 

 Auf in die Höhle der Hunde - Ruakuri

 

Da sich im Urlaub nicht jedermann lediglich mit Luft, Liebe und Wellen zufriedengeben möchte, habe ich mich zur nächsten, von meinem Ehegatten so geliebten, Touristenattraktion alleine aufgemacht: Die Ruakuri Höhle von Waitomo. Angelockt hat mich die Möglichkeit, die „glowworms“, blau leuchtende Pilzmückenlarven, an der Höhlendecke zu bestaunen. Da in der Ruakuri Höhle Wasserläufe mit kleinen Wasserfällen vorzufinden sind, war ein nasser Spaß im Eintrittspreis inbegriffen. So bekam jeder Teilnehmer einen Gummireifen unter den Hintern, mit dem wir gelegentlich die kleinen Wasserfälle herunterhüpften und sonst ganz gemütlich (und ein bisschen frierend) durch die dunkle Höhle schipperten. Dabei die wunderschönen blauen „glowworms“ unter der Decke leuchten zu sehen, bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Bilder durften wir in der Höhle keine machen, daher gibt es nur abfotografierte Prospektbilder.

Wanaka, 21.12.12

Taranaki – Wellington - Picton

 

Im Reiseführer wird Taranaki als Gegend beschrieben, die abseits der großen Touristenströme liegt, dennoch aber ein Besuch wert sei. Aufgrund diese Tatsache und der günstigen Küstenlage der Halbinsel, setzten wir unseren Weg nach New Plymouth fort, der größten Stadt auf der Taranakihalbinsel. New Plymouth ist, wie eigentlich alle Städte Neuseelands, ein eher beschaulicher Ort ohne besonders erwähnenswerte Sehenswürdigkeiten. Uneingeschränkter Herrscher über die gesamte Gegend ist ohnehin jemand anderes: Der mächtige Mt. Egmont, ein 2500 Meter hoher Vulkan, der kegelförmig aus der Ebene emporsteigt und dessen schneeweiße Spitze weithin sichtbar ist (sofern sie nicht von Wolken verdeckt wird, was leider sehr häufig vorkommt).

Bei unserer Ankunft in New Plymouth spielte das Wetter leider nicht so mit, wie wir uns das gewünscht hätten und auch die Aussichten für die kommenden Tage waren alles andere als stabil und zuverlässig. Nichtsdestotrotz hatten wir die Idee, den Mt. Egmont zumindest teilweise zu besteigen. Nach einem Besuch im Visitor Center mit kurzer Beratung war schnell klar, dass eine Komplettbesteigung des Vulkans für uns nicht angebracht war, da wir weder die Ausrüstung noch die nötige Bergerfahrung dafür mitgebracht hatten. Stattdessen entschieden wir uns in den nächsten Tagen 2 kleinere Wanderungen zu machen. Die erste führte uns über einen 2 stündigen Rundweg durch den dichten Wald innerhalb der Baumgrenze am Fuße des Berges; die zweite zunächst über den Weg in Richtung Gipfel, bevor wir auf Höhe der Schneefallgrenze umkehren mussten und die Tour über einen alternativen Rundweg beendeten. Obwohl wir einige Tage auf gutes Wetter gewartet hatten und die Wettervorhersage für die ausgewählten Tage nicht schlecht war, blieb uns leider auf beiden Touren sowohl der Blick auf den Gipfel des Berges, als auch die Aussicht nach unten durch dichte Wolken verwehrt.

Insgesamt haben wir eine Woche in Taranaki verbracht und neben der Wanderaktivität, diversen Museums-, Kino- und Cafebesuchen, konnten auch einige gute Wassersporteinheiten verbucht werden. Besonders positiv in Erinnerung bleibt Fitzroy Beach, der an 2 Tagen exzellente Bedingungen präsentierte und trotz seiner Lage innerhalb der Stadt erstaunlich entspannt zu surfen war.

Die nächste Station auf unserer Reise sollte Wellington sein, die Hauptstadt am südlichen Ende der Nordinsel. Das Ticket für die Fährüberfahrt nach Picton hatten wir unterwegs in New Plymouth bereits gebucht und mehr als sein Tag Aufenthalt wollten wir uns hier nicht genehmigen. Neben diversen Touristenaktivitäten hatten wir hier zunächst Geschäftliches zu erledigen: Im Departement for internal affairs besorgten wir uns eine offizielle Heiratsurkunde, die wir in Whangamata bei unserer Hochzeit in dieser Form nicht bekommen konnten. Nachdem das Dokument des Begehrens besorgt war, konnten verschiedene Touristenziele angesteuert und systematisch abgearbeitet werden: Botanischer Garten inkl. Fahrt im Cable Car, Parlamentsführung, Besuch im Te Papa Museum und Besuch der Weta Caves (Film Artwork Produktion). Am nächsten Tag ging es mit der Fähre in 3 Stunden nach Picton und damit auf die Südinsel. Bei schönstem Sonnenschein und bester Sicht konnten wir die Einfahrt in die Marlborough Sounds an Deck genießen.

Christchurch, 25.12.12

Nicht-Schwimmer mit Delfinen

 

In Picton angekommen haben wir uns mit Ole und Jasmin getroffen, die uns 2 Tage zuvor in Wellington im Te Papa Museum über den Weg gelaufen waren. Wir hatten verabredet gemeinsam eine „Schwimmen mit Delfinen - Bootstour“ zu unternehmen und auch ich beugte mich dem entstandenen Gruppenzwang und stieg diesmal ebenfalls mit auf´s Boot. Insgesamt gingen mit uns 7 weitere Touristen an Board der zweimotorigen Yacht; der Skipper, unser Guide und zwei Meeresbiologinnen waren bereits an Deck. Wir wurden mit Neoprenanzügen ausgerüstet und geplant war, dass das Boot einen Teil des Marlborough Sound nach Delfinen absuchte und wir bei günstiger Gelegenheit zu den Tieren ins Wasser steigen sollten. Hatten Chrissi und ich auf Tonga mit den Buckelwalen noch Glück gehabt, sollte es dieses Mal anders kommen. Zwar konnten wir unterwegs einmal neben dem Boot eine kleine Schule mit Hectordelfinen sehen, eine seltene Delfinart, die nur in Neuseeland vorkommt. Diese hatten jedoch seltsamerweise kein gesteigertes Interesse an dem von uns verursachten Motorenlärm. Seltsame Tiere... So kehrten wir nach etwa 2- stündiger Bootstour, ohne einmal im Wasser gewesen zu sein, wieder zum Bootsanleger nach Picton zurück und die Enttäuschung war allen Teilnehmern deutlich im Gesicht abzulesen.

Pfannkuchen mal anders...

 

Chrissi hatte im Vorfeld die Planung für das Südinselprogramm übernommen, da ein Ende unserer Reisezeit in Neuseeland langsam aber sicher in Sichtweite geriet und ich viele Dinge hier bereits bei einem früheren Besuch gesehen hatte. So wollten wir eigentlich zu Beginn unserer Südinseltour im Abel Tasman Nationalpark kajaken gehen, jedoch spielte mal wieder die Wettervorhersage nicht mit uns wir beschlossen zunächst entlang der Westküste Richtung Franz-Josef- und Fox-Gletscher zu fahren. Die Fahrt führte uns zunächst über Blenheim und Westport bis nach Punakaiki, was für seine Pancakerocks und Blowholes bekannt ist. Bei den Pancakerocks ist der Name Programm und einige der Steinformationen sehen tatsächlich aus wie meterhohe Pfannkuchenstapel. Die Blowholes bekamen wir leider nicht aktiv zu sehen, da die dafür notwendige Wasserbewegung fehlte. Ohnehin war die gesamte Westküste unangenehm ruhig und so machten wir uns weiter auf den Weg nach Greymouth. Hier erwarteten uns 2 Tage Dauerregen und wir nutzten die Gelegenheit für einen Kinobesuch und schauten uns den örtlich viel umjubelten 1. Teil des Hobbit an. Wären wir im Anschluss an den Film nach unserer Meinung gefragt worden, hätten wir uns eine ehrliche Kritik angesichts des vorherrschenden Lokalpatriotismus wohl eher verkniffen.

Franz-Josef-Gletscher

 

Bei unserer Ankunft am Franz-Josef-Gletscher hingen die Wolken tief, es war nebelig und es regnete hin und wieder. Dennoch unternahmen wir eine kleine Wanderung zur Gletscherzunge, um einen ersten Blick auf den Gletscher zu erhaschen. Wetterbedingt war die Sicht aber sehr eingeschränkt und eine wirkliche Vorstellung von der Kulisse bekamen wir nicht. Daher freuten wir uns umso mehr auf den nächsten Tag, der strahlenden Sonnenschein vorhersagte. Micha entschied sich für diesen Tag für eine weitere Wanderung zu einem Aussichtspunkt, von dem aus der Gletscher gut zu sehen war. Ich hingegen buchte die kostenintensivere Variante und ließ mich für eine Eiswanderung auf dem Gletscher mit einem Hubschrauber dort hinbringen. Nachdem regenfeste Kleidung und Steigeisen an alle 10 Teilnehmer ausgegeben und eine kurze Einweisung in das Hubschrauberfliegen an sich erfolgt waren, starteten wir unseren Ausflug. Die Gruppe wurde auf zwei Hubschrauber verteilt, bevor wir unseren kurzen Flug zum Gletscher antraten. Dabei hatte ich das Glück, direkt neben dem Piloten zu sitzen und daher einen wunderbaren Blick aus dem Fenster genießen zu können. Oben angekommen legten wir unsere Steigeisen an und wanderten im Gänsemarsch gute zwei Stunden über das Eis. Während wir uns unseren Weg durch das teilweise sehr nasse Vergnügen bahnten, uns durch Gletscherspalten quetschten und durch Eishöhlen krochen, erklärte uns unser Guide allerlei Wissenswertes über den Franz-Josef-Gletscher. So wurde der Ausflug zu einem wahren Erlebnis.

Fox-Gletscher

 

Die Besichtigung des Fox-Gletschers wollten wir mit einer Wandertour verbinden und so suchte ich eine Tagestour heraus, die ein überragende Gletschersicht versprach. Da wir nicht vorhatten die ganze Route zu gehen hatte ich vorgeschlagen nur so weit zu gehen, bis wir den Gletscher gut sehen konnten, ein paar Bilder zu machen und dann wieder umzudrehen. Am Startpunkt angekommen begannen wir mit dem Aufstieg, nachdem wir die Angaben zum Schwierigkeitsgrad der Route und die Hinweise zur Ausrüstung auf einem Schild ignoriert hatten. Die Wanderung führte von Beginn an durch dichten Wald und der kleine Pfad, dem wir folgten, setzte sofort zu einem amtlichen Anstieg an. Die Steigung und der Schwierigkeitsgrad des Weges wurden im weiteren Verlauf immer größer und nach fast zwei Stunden dämmerte uns, dass der zuvor ersonnene Plan seine Schwächen hatte und der Weg schließlich mehr und mehr in Matsch überging, wir mehr klettern als wandern mussten und langsam aber sicher in unseren nassgeschwitzten T-Shirts begannen zu frieren, fassten wir den Entschluss umzukehren. Ohne einen Blick auf den Gletscher geworfen zu haben stiegen wir also den gesamten Weg wieder herunter. Als wir schließlich wieder unten bei Berta ankamen waren wir ordentlich verschwitzt, verdreckt und gut bedient. Um dennoch die ersehnten Bilder vom Fox-Gletscher zu bekommen, rafften wir uns nochmal auf, fuhren zum eigentlichen Gletscherparkplatz zurück und wanderten zu einem näher gelegenen Aussichtspunkt. Wieder zurück am Bulli waren wir um ein paar Gletscherbilder reicher und vor allem über die Erkenntnis: Wandern macht nicht wirklich Spaß!

Tief im Süden

 

Nach dem Besuch der Gletscherregion verließen wir die Westküste und machten uns auf den Weg über Haast nach Wanaka, einem von mehreren Spielplätzen für Adrenalinjunkies, Outdoor- und Wintersportfreunde in Neuseeland. Während es an der Westküste teilweise in Strömen geregnet hatte und die Vegetation dementsprechend grün und üppig ausgefallen war, änderte sich das landschaftliche Bild jenseits des Haast Passes deutlich. In Wanaka begrüßten uns blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, hochsommerliche Temperaturen um die 25 Grad und steppenartiges Grasland.

In Wanaka besuchten wir zunächst die „Puzzling World“, ein kleiner Themenpark, der sich Knobelaufgaben, Suchrätsel und optischen Täuschungen widmet. Eindeutiger Höhepunkt war hier sicher der Gang durch einen schiefen Raum, bei dem der Boden nicht eben konstruiert war, sondern in einem Winkel anstieg. Da alle übrigen Gegenstände im Raum normal angeordnet waren und optische Anhaltspunkte für die schiefe Ebene fehlen, geriet der Gleichgewichtssinn leicht in Schwierigkeiten und es ergaben sich witzige Perspektiven.

Wanaka war in den Tagen vor Weihnachten gut besucht und zu den zahlreichen Campern, die ohnehin überall unterwegs waren, kamen auch noch unzählige Autos mit Bootsanhänger. So war es wenig verwunderlich, dass der Lake Wanaka mit allerlei Bootsverkehr hoch frequentiert war und insgesamt überall ein reges Treiben herrschte. Wir nutzten das fabelhafte Sommerwetter für eine Radtour und liehen uns für einen halbe Tag Mountainbikes aus. Da wir seit fast 6 Monaten nicht mehr Radgefahren sind, entschieden wir uns für eine leichte Strecke, ohne große Anstiege. Die Route führte zunächst am See und an einem Flusslauf entlang und schien zunächst nicht mehr als eine Radtour zu werden. Der letzte Teil des Rundweges entwickelte sich jedoch zu einem bestens konstruiertem Mountainbike Track, wurde recht anspruchsvoll und machte richtig Spaß. In Kombination mit der traumhaften Aussicht auf schneebedeckte Berggipfel, klares Flusswasser und die große Weite der Landschaft war die Tour ein schönes Erlebnis.

Sommerliche Weihnachtsgrüße

 

Keine Weihnachtsmärkte, kein Glühwein, kein Schnee... Irgendwie vermochte dieses Jahr bei den gut 20 Grad jeden Tag keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen. Auch die eher lieblos platzierte Weihnachtsdekoration hier in Neuseeland trug ihren Teil dazu bei. So haben wir uns in einem kleinen Restaurant nahe Christchurch einfach einen netten Abend gemacht und uns mit Fisch bekochen lassen.

Wir senden euch somit eher sommerliche Weihnachtsgrüße in die Heimat und wünschen euch allen ein wunderschönes und besinnliches Weihnachtsfest mit eurer Familie!

Mangawhai, 02.01.2013

Quake City

Kurz vor Heiligabend hatten wir Wanaka in Richtung Norden verlassen und uns auf den Weg nach Christchurch gemacht. Die Strecke führte uns, wie so oft auf der Südinsel, vorbei an beeindruckenden Landschaften, diesmal in Gestalt der Ostseite der Southern Alps. Der Ausblick am Lake Tekapo auf die mächtigen Spitzen des schneebedeckten Mt. Cook war uns dann auch gleich mehrere kurze Stopps wert, bei denen wir versuchten das Panorama fotografisch festzuhalten. Gelungen ist uns das leider nicht.

In Christchurch angekommen nutzten wir die Zeit am Heiligabend direkt für einen kurzen Spaziergang durch die Innenstadt und mussten erschrocken feststellen, dass eine Vielzahl der Gebäude noch immer vom Erdbeben aus dem Februar 2011 zerstört waren. Ein Großteil des Innenstadtbereiches war durch Zäune noch immer abgesperrt und viele Gebäude waren verlassen, beschädigt oder ganz zerstört. Wir konnten deutlich sehen, dass sich seit dem Erdbeben nicht viel in Richtung Neuaufbau geschehen ist und man hatte den Eindruck, dass die Katastrophe erst vor ein paar Wochen passiert ist. Selbst die Stimmung in der Stadt war wohl am ehesten mit den Worten „betrübt“ oder „trostlos“ zu beschreiben. Lediglich ein zarter Hauch von Zukunftsoptimismus wurde von einigen Geschäften verbreitet, die ihre Läden in bunten Schiffscontainern provisorisch wieder eröffnet hatten. Wir verließen daher den Innenstadtbereich relativ schnell wieder und suchten uns für den Abend ein Restaurant, was am Stadtrand lag. Da die Kiwis Heiligabend nicht feiern und eigentlich erst am 25. Weihnachten haben, hatten wir das Restaurant entsprechend fast für uns allein. Da Gänsebraten mit Kartoffelklößen und Rotkohl auf der Menükarte nicht zu finden war, entschieden wir uns für lokale Köstlichkeiten (u. a. Fish & Chips) und verbrachten den Rest des Abends in besinnlicher Zweisamkeit in unserer fahrbaren Behausung.

Rattenaffen, Orcs und Plasmagewehre


Am 2. Weihnachtstag ging es für uns weiter über Kaikoura zurück nach Picton, wo wir bereits für den nächsten Tag die Fähre zurück nach Wellington gebucht hatten. Da Chrissi bereits auf dem Hinweg zur Südinsel in Wellington den Workshop des Weta Cave besuchen wollte, wir dies aber nicht geschafft hatten, wollten wir diesmal die Gelegenheit nutzen. Der Weta Cave ist eine in Wellington ansässige Artwork Produktion, die für diverse Kinofilme (Braindead, Herr der Ringe, District 9, King Kong, Avatar, etc.) und TV-Serien Kostüme, Waffen, Rüstungen, Fahrzeuge usw. herstellt und die digitale Bearbeitung macht. In einer kurzen Führung konnten wir einen Einblick in die Arbeiten der Künstler bekommen und erhielten zusätzlich einen guten Eindruck darüber, wie man ticken muss, um hier einen Arbeitsvertrag zu bekommen. Leider durften wir während der Führung keine Fotos machen, so dass wir die Kollektion an Masken, Waffen, Fahrzeugen und die sonstigen abgedrehten Phantasien der Künstler nicht zeigen können, lediglich einige Ausstellungsstücke des Museums.

Bereits kurz nach unserer Hochzeit hatten Chrissi und ich mit unserem Hochzeitsfotografen abgesprochen, dass wir auf unserem Rückweg nach Auckland noch einmal in Whangamata vorbeischauen würden. Wir hatten uns dazu entschieden alle Fotodateien von unserer Hochzeit nochmal unbearbeitet und als Rawdateien zu kopieren. Wieder in Whangamata angekommen fiel uns darüber hinaus noch ein Zeitungsartikel über unsere Hochzeit in die Hände, der mit der Unterstützung unserer Floristin im örtlichen Käseblatt erschienen war. Eine witzige Erinnerung an diesen Tag!

Während wir auf dem Hinweg zur Südinsel an der Westküste unterwegs gewesen sind, nahmen wir diesmal den Weg durch das Landesinnere und kamen an Taupo und Rotorua vorbei. In Rotorua besichtigten wir bei der Gelegenheit einen der zahlreichen Geothermieparks, die hier zu finden sind. Wie immer und bei allen klassischen Touristenzielen war auch hier in Wai-O-Tapu der Parkplatz gut gefüllt und der Eintrittspreis entsprechend unangemessen, was uns diesmal aber nicht vom Betreten des Parks abhalten sollte. Der Park selbst bestand aus mehreren Rundwegen, die an verschiedenen Erdspalten, Wasser- und Schlammlöchern vorbeiführten. Überall traten heiße und schwefelhaltige Dämpfe empor, so dass permanent ein warmer und fauliger Geruch in der Luft lag. Besonders schön anzusehen war ein etwa 65 Meter breiter See aus türkisfarbenem und 75 Grad heißem Wasser, aus dem stetig kleine Gasblasen auf stiegen und so dem See seinen Namen gaben: Champagne Pool. Nach dem gut 2 Stündigen Besuch des Parks lag uns der Geruch des Teufels noch für den Rest des Tages in der Nase, begleitet von leichten Kopfschmerzen.

Ein „kultureller“ Abend im Maori Dorf

 

Der Franz-Josef-Gletscher, auf dem ich eine Eiswanderung unternommen habe, entstand aufgrund unzähliger Tränen einer Bergliebhaberin, dessen Gatte beim Klettern nahe des Gipfels ums Leben kam. Die gefrorenen Tränen ließen den riesigen Gletscher entstehen.

 

Der Mount Taranaki, auf dem wir unsere Nebelwanderung machten, lebte einst weiter im Landesinneren, in Gesellschaft anderer Berge. Auch der weibliche Berg Mount Pihanga gehörte zu der Berggruppe, eine Schönheit, die von den anderen Bergen verehrt und geliebt wurde. Mount Taranaki nahm einst all seinen Mut zusammen, um Mount Pihanga den Hof zu machen. Dies führte aus Eifersucht zu einem erbitterten Kampf zwischen den männlichen Bergen. Mount Taranaki verlor den Kampf gegen Mount Tongariro. Während dieser und Mount Pihanga vereint weiter im Landesinneren stehen, verließ Mount Taranaki als trauriger und einsamer Verlierer das Gebiet und wanderte ans Meer.

 

So zumindest lauten Legenden der Ureinwohner Neuseeland, der Maori. Ich wollte mehr über diese Kultur erfahren. Da wir in den bisher besuchten Museen leider nur wenig über das Leben der Maori in Erfahrung bringen konnten, entschied ich mich für einen kulturellen Abend in dem Tamaki Maori Dorf nahe Rotorua. Neben Informationen zum Alltag der Maori versprach der Veranstalter eine Tanzshow, verschiedene Zeremonien sowie ein gemeinsames Abendessen. Ich freute mich darauf, mehr über die Ureinwohner Neuseelands zu erfahren, Fragen zu stellen und einzutauchen in eine uns Europäern so abweichende und naturverbundene Kultur. Ich parkte den Camper auf dem Parkplatz vor dem Maori Dorf, verabschiedete mich von Micha, der auf diese Veranstaltung (in weiser Voraussicht) verzichtete und wanderte guter Dinge zum Eingangstor hinüber.

Als ich auf dem Weg dorthin von 4!!! Reisebussen, vollgepackt mit Touristen, die gerade aus ihren umliegenden Unterkünften abgeholt worden waren, überholt wurde, ahnte ich bereits Böses. Mit gut 150 anderen zahlenden Touristen stand ich nun im Eingangsbereich des Dorfes, um mir eine Begrüßungszeremonie anzuschauen. Viel gesehen habe ich vor lauter Köpfen vor mir allerdings nicht. Das änderte sich auch nicht, als wir in Gruppen durch einen Stationsbetrieb gehetzt wurden, bei dem belanglose Oberflächlichkeiten aus dem Alltag der Maoris erklärt und die begeisterten Touristen in alberne Spiele eingebunden wurden. Zeit für Fragen hatte man keine. Sobald eine Station absolviert war, wurden wir auch schon zur nächsten geschoben. Bloß im Zeitrahmen bleiben... Von dem anschließend gezeigten traditionellen und unterirdischen Ofen, in dem das Essen zubereitet werden sollte, sah ich vor lauter Menschen vor mir leider nichts. Nach einer musikalischen Darbietung wurden wir in einen Essenssaal gepfercht, um eilig von einem mittelmäßigen Buffet zu speisen. Kaum war der letzte Bissen gegessen, wurde einem der Teller weggerissen, bevor alle mit musikalischer Untermalung dazu aufgefordert wurden, sich auf den Weg zu den schon mit laufendem Motor wartenden Bussen vor der Tür zu machen.

Enttäuscht machte auch ich mich mit vor allem zwei Erkenntnissen auf den Rückweg zum Bulli:

Wie schon bei einem Kirchenbesuch auf Tonga fand ich auch heute Abend den extrem kraftvollen und schönen Gesang der polynesischen Bevölkerung unglaublich eindrucksvoll. Einen so intensiven und unter die Haut gehenden Gesang von gar nicht vielen Menschen habe ich noch nie zuvor gehört und dieser wird hoffentlich lange in meinem Ohr bleiben.

Leider überwiegt aber deutlich die zweite Erkenntnis. In einem Land des Massentourismus steht bei einer derart organisierten Veranstaltung leider nicht mehr die Sache an sich im Vordergrund, sondern lediglich nur noch das zeitweise „Bespaßen“ der zahlenden Touristen. Wahrscheinlich sehr naiv stellte ich mir vor, an diesem Abend mehr über das Leben der Maori zu erfahren: Seit wann leben sie in dieser Gegend? Wie hat ihr konkreter Alltag ausgesehen? Und noch viel spannender und kritischer: Wie sieht ihr Leben jetzt aus? Wie viel Prozent leben noch eher traditionell orientiert? Wie sind sie heute in die Gesellschaft integriert? Und, und, und. Auf all diese Fragen habe ich an diesem Abend leider keine Antworten gefunden und hätte ihn mir daher gerne erspart.

Schade... Nächstes Mal bin ich schlauer...

Happy New Year

Da wir den Jahreswechsel aufgrund der Touristenmassen nicht in Whangamata verbringen wollten, fuhren wir nach Piha, dem bekannten Surfspot nordwestlich von Auckland. Die Vorhersage für den 31. und die Folgetage verhieß große Wellen, leider aber auch eine steife Brise aus West. Onshore ole! Dennoch verbietet es der gesunde Surfverstand Neuseeland über Auckland zu verlassen ohne wenigstens einmal in Piha vorbeigeschaut zu haben und so gelangten wir am späten Nachmittag in das 600 Seelendorf. Dort angekommen konnten wir dann sehr schnell feststellen, dass der Ort gut gefüllt war mit Urlaubern, die ebenfalls zum Jahreswechsel dort waren. Da Freedomcamping hier nicht angesagt war, mussten wir uns wohl oder übel auf den ohnehin schon überfüllten Campingplatz quetschen. Den Jahreswechsel haben wir dann unspektakulär im angrenzenden Bowling Club verbracht, wo eine flotte Kapelle aufspielte und dazu das Tanzbein geschwungen wurde. Für deutsche Silvesterverhältnisse undenkbar war übrigens die Tatsache, dass die Bar dort pünklich um 0:30 Uhr geschlossen wurde und es auch sonst keinen Alkohol mehr zu kaufen gab. Feuerwerk gab es hier um Mitternacht ebenfalls kaum zu sehen, was aber die gute Stimmung nicht im Geringsten beeinflusste. Ach ja: Wie in allen Bars und Kneipen in Neuseeland galt natürlich auch im Bowling Club absolutes Rauchverbot...

Am nächsten Tag stellte sich dann heraus, dass die Windvorhersage für Piha nicht gelogen hatte und an surfen war hier nicht wirklich zu denken. Stattdessen genossen wir das warme Sommerwetter zum Jahresanfang bei einem Strandspaziergang und verließen Piha gegen Mittag nach nur einem Tag wieder Richtung Te Arai, was etwa 2 Stunden nördlich von Auckland an der Ostküste liegt.

 

Tamarindo, 13.01.2013

Ein tierischer und tragischer Abschied aus Neuseeland

 

Als wir am Neujahrs-Nachmittag am Strand von Te Arai ankamen, begrüßte uns 2013 mit einem wunderschön anzuschauenden Naturschauspiel. Unzählige Delfine waren auf der Jagd nach Futter und tauchten dabei immer wieder aus dem Wasser auf, schwammen hektisch hin und her und sprangen zu unserer Freude mehrmals deutlich aus dem Wasser heraus. Auch der nächste Morgen ging „tierisch“ weiter, leider aus einem traurigen Anlass. Bei einer Joggingrunde am Strand entdeckte ich einen kleinen, gestrandeten Zwergpinguin, der einsam auf dem Sand in der prallen Sonne lag. Diese kleinste Pinguinart kommt hauptsächlich in Neuseeland vor und leider passiert es wohl recht häufig, dass Jungtiere an den Strand gespült werden und dort hilflos sterben. Als ich einige Zeit später mit Micha und einer Wasserflasche bewaffnet zu dem Pinguin zurückkehrte, nicht wirklich wissend, wie wir ihm helfen sollten, hatten sich glücklicherweise schon andere Passanten dem hilflosen Wesen angenommen und trugen es in einem nassen T-Shirt eingewickelt zurück zum Parkplatz, um es dort in einer Wasserschale in den Schatten zu setzen. Ob ihr Vorhaben, einen Ranger, einen Tierarzt oder eine Aufzuchtsstation zu kontaktieren, um Hilfe für den Zwergpinguin zu bekommen, Erfolg hatte, haben wir nicht mehr mitbekommen, da wir weiter Richtung Norden gefahren sind. Wir hoffen es jedoch sehr!

Die folgenden Tage haben wir noch gemütlich das sonnige Strand- und Surfleben in Mangawhai Heads und Orewa Beach genossen und einen Tagesausflug nach Auckland gemacht. Dort schlenderten wir zunächst ein wenig durch die Stadt, bestaunten das 328 m hohe Wahrzeichen der Stadt, den Sky Tower, und besuchten eine eher langweilige Ausstellung über Rock-Fotografie. Als wir uns auf den Weg zu einer Pizzeria machten und erneut den Sky Tower passierten, wurden wir jedoch von einer Polizeiabsperrung aufgehalten. Da sich bereits viele Menschen an der Absperrung befanden und hoch Richtung Aussichtsplattform des Turmes schauten und zeigten, wurde die erste Vermutung schnell zur tragischen Gewissheit: Oben drohte ein Mann damit, zu springen. Bedrückt bahnten wir uns nach kurzer Zeit den Weg durch die Menschenmenge, um dann doch noch eine Pizza essen zu gehen, wenn auch mit einem deutlich flauen Gefühl im Magen und in der Hoffnung, alles möge glücklich enden. Später am Abend lasen wir dann auch erleichtert im Internet, dass sich der wohl geistig verwirrte Mann sicher hat vom Turm begleiten lassen.

 

Und dann war der Tag des Abschieds aus Neuseeland gekommen. Mit frisch gewaschener Wäsche im gepackten Rucksack gaben wir unsere Dicke Berta wieder bei Jucy Campers ab und machten uns auf Richtung Auckland Airport. Costa Rica ruft... Nach insgesamt 17 Wochen im Camper fiel uns der Abschied diesmal nicht sehr schwer. Besonders ich freue mich unglaublich darauf in Costa Rica endlich wieder ein eigenes Badezimmer zu haben. Campingurlaub gut und schön, aber eine eigene Dusche ohne Zuschauer tut bestimmt auch mal wieder gut!

 

Tops und Flops aus 7 Wochen Neuseeland vom 16.11.2012 - 07.01.2013

 

Christina

Micha

  • Unsere wunderschöne Strandhochzeit

  • Unsere Hochzeit

  • Vielfältige Landschaft: Vulkane, Höhlen, heiße Quellen, Gletscher, Meer...

  • Nette und entspannte Neuseeländer

  • Endlich mal wieder angemessene Preise

  • Große Landschaftliche Vielfalt mit toller Mischung zwischen Hochgebirgs- und Küstenlandschaften; viel unberührte Natur

  • Leider keine Tiere: zwar sicherer als in Australien, aber auch etwas langweilig

  • Insgesamt leider zu inkonsistenter Surf im Sommer; häufig onshore

  • Alberne Touristenveranstaltungen für Maori-Interessierte

  • Leider Entwicklung hin zum absoluten Massentourismusland (zumindest auf den klassischen Reiseführerrouten) „Touristenattraktionen“ müssen unbedingt weiträumig umfahren werden!